Draußen beobachtet

Oft mit den Füßen getreten

Wie Landkarten auf manchen Natursteinen
Erschienen im Soester Anzeiger am 11.01.2017


MÖHNESEE – Die am wenigsten beachteten und oft mit den Füßen getretenen Geschöpfe sind auch in unserer Gemeinde beachtenswert. Es sind die Flechten, die Doppelwesen aus Pilzen und Algen, die auch im Winter fotoaktiv sind. Wenn der Winter die Pflanzenwelt in eine Starre versetzt, lohnt es sich, einmal näher die Wuchsformen der Flechten zu betrachten.
Am nächsten kommen wir den Flechten, die auf Natursteinplatten wachsen und manchmal zwangsläufig betreten werden. Wir sprechen von „Krustenflechten“, die mit ihrem Substrat so fest verbunden sind, dass man sie nicht abheben, höchstens abkratzen kann. Zwischen Gelbgrün und Grau können sie farblich variieren, stärker aber noch durch die Vielfalt der Formen auf plattierten Wegen für Überraschungen sorgen. Manche Muster auf den Platten an alten Häusern und auf Höfen lohnen durchaus auch für ein Foto. Sie erinnern an die Landkartenflechten, die in den Hochgebirgen auf kalkarmem Felsgestein der Landschaft ihr Gepräge geben.

Anders die Blattflechten, die leicht von Steinen oder Baumrinde abzuheben sind. Zu ihnen gehört die Gelbflechte, die auch hierzulande zu den häufigsten Flechtenarten gehört. Seltener stößt man da schon auf die verzweigten Strauchflechten, noch seltener auf die ebenfalls verzweigten, aber herabhängenden Bartflechten, die man am ehesten in den höheren Mittelgebirgslagen antrifft, wo hohe Luftfeuchtigkeit ihnen ganzjährig eine optimale Wasserversorgung sichert. Den Winterwanderern im Arnsberger Wald sei empfohlen, in der Ruhezeit der übrigen Pflanzenwelt auch unter den Flechten nach den teilweise besonders fotogenen Objekten zu suchen.

Quelle: Angelika von Tolkacz

In Schweden hatten bestimmte Flechten – vor allem das „Isländische Moos“ – in Notzeiten als Zusatz zum Brotgetreide auch für den Menschen Bedeutung. Rentiere sind sogar zwingend darauf angewiesen. Früher waren bestimmte Flechten sogar wichtige Färberpflanzen, vor allem für die Farbe Rot. Im 15. und 16. Jahrhundert glaubte man, an der Farbe der Flechten zu erkennen wofür sie als Heilmittel eingesetzt werden können. Die Gelbsucht schien danach mit gelben Flechten behandelt werden zu müssen. St.