Draußen beobachtet

Zeit der Rosenbäume

Eine Pflanzengattung beherrscht die Gärten
Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 12.05.2018


MÖHNESEE – In diesen Wochen wird man wohl kaum einen Hausgarten finden, in dem nicht die Blütenpracht wenigstens eines einzige Vertreters dieser wunderbaren Pflanzengattung Herz und Sinne erfreut.
Die Rede ist von den Rhododendren, die allenthalben bewundert werden können, jedoch den Gartenfreunden keineswegs vertraut sind wie viele andere Pflanzengattungen. Was man schon daran erkennt, dass kaum ein Artname oder ein Herkunftsland benannt wird. Grund dafür mag die enorme Formenvielfalt sein.
Experten rechnen teils mit 800, teils mit 1 300 verschiedenen Rhododendren in der Familie der Heidekrautgewächse.
Die Zahl hängt davon ab, ob man nur die großblütigen und immer grünen echten Rhododendren betrachtet oder auch teilweise nur sommergrüne und kleine Acaleen mit einbezieht, die als Kübelpflanzen und als Bodenbedecker Verwendung finden.

Quelle: Angelika von Tolkacz

Ihnen gegenüber stehen Sträucher und bis zu 25 Meter hohe Bäume, die nur an ihren ursprünglichen Wildstandorten und in großen und alten Parks anzutreffen sind. So unterschiedlich groß, so vielfältig hinsichtlich ihrer Blütezeit können verschiedene Rhododendren sein, deren früheste schon gleich nach den Frühblühern ihre Pracht entfalten und vor der eigentlichen Sommerflora beenden. Groß- und kleinblütige Formen stehen zur Wahl und ebenso fast alle Blütenfarben bis auf ein echtes Kornblumenblau.
Die Farben gehen teilweise zurück auf unterschiedliche Ursprungsarten. Wildwachsende Rhododendren gibt es – manche in kleinen Populationen – in der Nordhemisphäre der Alten und der Neuen Welt, vor allem aber in Japan und in Südostasien. Fast alle sind winterhart und relativ anspruchslos.
Dass man im Emsland und generell in Küstennähe noch mehr Rhododendren in Gärten und Parks findet als zwischen Möhne und Haar, hängt mit deren Vorliebe für saure, torfige Böden und ein niederschlagsreiches Klima. Wenn man sie in einzelnen Orten auch „Rosenbäume“ nennt, ist das die korrekte Übersetzung aus dem Griechischen: Rhodos = Rose, dendron = Baum.