Draußen beobachtet

Ringeltauben rufen auch im Schnee

Sie haben fünf bis sechs Bruten im Jahr
Erschienen im Soester Anzeiger am 1.02.2017


MÖHNESEE – Als könnten sie es nicht erwarten. Noch hat die Sonne die letzten Schneereste nicht vollends weggeleckt, da vernimmt man schon wieder die Rufe der Ringeltauber. Bei fünf oder gar sechs Bruten im Jahr muss man sich schon beeilen, zumal wenn man jeweils nur zwei Nachkommen im Nest sitzen hat und dieses obendrein von Elstern und Krähen unverhältnismäßig oft geplündert wird. Allerdings sind Taubennester nicht so sorgfältig gebaut wie die der meisten anderen Vogelarten.

Dem Menschen sind die Tauben in ganz besonderer Weise ans Herz gewachsen, und zwar nicht nur den vielen Tausend Brieftaubenzüchtern. Auch die Straßentauben scheinen das zu wissen. Sie haben alle Scheu abgelegt und picken zwischen den Beinen der Passanten das Futter, das sie ihnen – allen Verboten zum Trotz – an bestimmten Stellen ausbringen. Aber nicht nur die verwilderten Haustauben, sondern auch die Ringeltauben, unsere größten Wildtauben, kann man als vertraute Nachbarn beobachten. Und die Türkentauben, die vom Balkan zu uns kamen, haben die Vertrautheit dem Menschen gegenüber auch gleich übernommen.

Quelle: torange.biz

Dass Tauben und Menschen nicht erst neuerdings miteinander befreundet sind, zeigt die Tatsache, dass die Tauben die ältesten Symbolvögel der Welt sind. Die ältesten Darstellungen von Tauben sind 6 000 Jahre alt. In der Sintflutsage sind sie Hoffnungsträger. Weltweit werden sie als Friedenssymbol verstanden. Die Christen betrachten sie als Symbol des Heiligen Geistes. Schulkinder lernen die Tauben zu bewundern, wenn sie erfahren, dass die Kropfmilch in den beiden Seitentaschen der Kropfwand ähnlich beschaffen ist wie die „Muttermilch“ der Säugetiere. Nur dass bei den Tauben Weibchen und Männchen – also beide Eltern – den Nachwuchs mit dieser gehaltvollen „Babynahrung“ versorgen.
So sympathisch all dies uns die Tauben erscheinen lässt, täuscht es nicht darüber hinweg, dass sie – wenn sie scharenweise auftreten – in Gärten und auf Gemüsefeldern erhebliche Schäden anrichten können. Das betrifft zum Glück nicht die Taubenpaare, die uns zur Zeit mit ihren Rufen und ihrem Balzverhalten erfreuen. St.