Draußen beobachtet

Schon unterwegs nach Afrika

Beute aufgespießt auf Stacheldraht und Dornen
Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 09.08.2017


MÖHNESEE – Während die Schulkinder mal gerade die Halbzeit der Schulferien genießen, haben sich die ersten Zugvögel schon auf die gefährliche Reise in das afrikanische Winterquartier/ begeben. Wie jedes Jahr sind die Mauersegler schon um die Juli-/August-Wende aufgebrochen. Zu den weiteren Frühziehern gehören auch die Neuntöter, deren zweiter Name – Rotrückiger Würger – auch nicht schmeichelhafter ist.

Zumindest die Vogeleltern dieser nicht gerade häufigen, aber im Volksmund bekannten Singvogelart sind am 1. August schon fort. Der Nachwuchs folgt erst einen Monat später nach. Im Gegensatz zu den meisten anderen Zugvögeln fliegen sie über das östliche Mittelmeer nach Afrika und nicht in südwestlicher Richtung.
Hierzulande trifft man Neuntöter in offenen, möglichst mit Dorngebüsch durchsetzten Wiesen- und Weidelandschaften an. Im Naturschutzgebiet „Kleiberg” zwischen Büecke und Lendringsen kann man ihnen im Frühsommer am regelmäßigsten begegnen, aber auch auf größeren Waldlichtungen, wie sie der Katastrophensturm Kyrill im Arnsberger Wald aufgerissen hat.
Außer durch die Größe, die die der Kohlmeise deutlich übertrifft, sind vor allem die Männchen an ihrer Gefiederfärbung gut zu erkennen. Der Rücken ist rotbraun, der Kopf grau. Bezeichnend ist für den Beutejäger unter den Singvögeln die schwarze „Piratenmaske“, die zu seiner Lebensweise und zu seinem Namen passt. Zu seiner Beute gehören größere Insekten wie Käfer und Libellen, Hummeln und Heuschrecken, manchmal sogar auch Mäuse und kleine Vögel. Wenn er reichlich Beute macht, spießt er sie als Vorrat auf Dornen oder Stacheldraht auf, was ihm die Namen „Neuntöter“ und „Würger“ eingetragen hat.

Quelle: wikipedia.org

In einer Zeit, in der Dorngebüsche in der Agrarlandschaft als Biotop für den Neuntöter immer seltener geworden sind, und allenthalben Insekten den Bioziden zum Opfer fallen, nimmt es nicht wunder, dass auch diese interessante und reich mit Geschichten ausgestattete Vogelart zu einer besonders schützenswerten Erscheinung geworden ist. Dass sie unserer Heimat erhalten bleibt, ist wahrscheinlich vor allem dem Naturschutzgebiet „Am Kleiberg“ zu verdanken. St.