Draußen beobachtet

Seit 200 Jahren Fichten im Sauerland

Auch als „Hessenbaum“ und als „Preußenbaum“ tituliert
Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 2.09.2017


MÖHNESEE – Der Arnsberger Wald war wie fast alle sauerländischen Waldungen ziemlich stark übernutzt und herabgewirtschaftet, als das ehemalige Kurköln an Hessen-Darmstadt fiel. Und obwohl dessen Zeit schon 1816 endete, hat es bis auf unsere Zeit in den heimischen Wäldern Spuren hinterlassen, indem damals die Anpflanzung von Fichten forciert wurde.
Die ursprünglich im Sauerland nicht heimisch aber sehr anspruchslose Fichte sollte helfen, die devastierten Waldböden wieder in ertragreichere Wälder zu verwandeln. Dass es dazu meistens nicht mehr kam, lag daran, dass sich die Fichten als wirtschaftlich vorteilhaft erwiesen. Bis Ende des 20. Jahrhunderts eroberten sie auch im Arnsberger Wald sogar die Mehrheit. Dennoch blieb die Fichte im Bewusstsein der Menschen ein Neuling, was man mit dem Namen „Hessenbaum“ zum Ausdruck brachte.
Und weil die Preußen anschließend die Modernisierung des Forstwesens und den Fichtenanbau fortsetzten, wurde die Fichte vielerorts auch zum „Preußenbaum“, der nur bedingt beliebt war, weil er mit seinem Schatten auf den früher mehr oder weniger kahlen Höhen dem Vieh die Weidegründe nahm.
Heute hat die Fichte ihre Glanzzeit bereits überschritten, und mit ihr die Monokultur und die Kahlschlagwirtschaft. Eine naturnähere Waldwirtschaft mit standfesteren heimischen Baumarten soll den Wald auf den Klimawandel vorbereiten – auf mehr Sturmereignisse, niederschlagsärmere Sommer und Hitzeperioden, wie sie die Fichte nun gar nicht mag.
Früher blühten im April und Mai nur alle zwei bis vier Jahre die Fichten, heute zum Teil alljährlich. Die Pollen fliegen drei bis fünf Kilometer weit. Die 300 bis 450 Samen aus jedem der zehn bis 15 Zentimeter langen Zapfen können vom Wind weit fortgetragen werden, so dass sie auf benachbarte Flächen gelangen können und dort für die nicht immer erwünschte „Naturverjüngung“ sorgen. Das ist auch an der kürzlich renaturierten Heve und im Tal der Schmalenau der Fall, in Bereichen, die möglichst frei von Fichten bleiben sollen. St.