Draußen beobachtet

Sonnenblumen umzingeln Maisfeld

Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 24.08.2019


MÖHNESEE – Während die Sommerblumen im Garten vor der Dürre ächtzen, gefallen Hitze und Trockenheit den Sonneblumen richtig gut. Dabei haben sie im Laufe des Sommers eine einzigartige Photosynthese-Leistung vollbracht, indem sie sich innerhalb weniger Monate vom Sonneblumenkern zur manchmal zwei Meter hohen Blütenpflanze mit bis zu 40 Zentimeter großem Blütenkorb entwickelten. Die Sonnenblumen können dem künftigen Klimawandel getrost entgegensehen.
Auf den Blühstreifen am Rande der inzwischen abgeernteten Getreidefelder sieht man meistens auch einige Sonneblumen, die die übrigen Pflanzen überragen. In Drüggelte ist ein großes Maisfeld von einem Kranz Sonnenblumen gesäumt. Hier hat man eine halbe Pflugschar breit zur Freude der Spaziergänger, für Nektar zum Wohle der Insekten und für die Sonnenblumenkerne als Vogelnahrung geopfert. Aber der Mais, der sich bei den Wanderern nicht allzu großer Beliebtheit erfreut, ist noch wuchsfreudiger und konkurriert mit den Sonnenblumen um das Sonnenlicht. In seinem Schatten bleiben sie – im Vergleich zu den Riesen im Garten – schmächtig und klein.
Nachdem 1569 die ersten Sonneblumen aus Mexiko nach Spanien gelangten, bewunderte man anfangs nur ihre großen Blütenkörbe, die sich zu Beginn der Blütezeit im Tagesverlauf jeweils der Sonne zuwenden. Übereinstimmend hat man ihnen dazu den deutschen und den wissenschaftlichen Namen gegeben: Sonnenblume beziehungsweise Helianthus. Der erste feldmäßige Anbau erfolgte im trocken-heißen Kontinentalklima in Russland. Die fettreichen Sonnenblumenkerne schmecken inzwischen nicht nur den Vögeln am winterlichen Vogelfutterhaus, sondern gewinnen auch bei der Margarinenproduktion zunehmend an Bedeutung.
Die großen „Sonnen“, wegen derer die einjährigen Pflanzen bewundert werden, sind – streng genommen – keine „Blüten“, sondern Blütenstände, die aus mehreren tausend Einzelblüten im Zentrum und einem Kranz zungenförmiger, steriler Randblüten bestehen. Als Zwischenfrucht angebaut, dienen Stängel und Blätter zur Gründüngung. Soweit die Kerne nicht zu Sonnenblumenöl verarbeitet oder von Vögeln gefressen werden, fallen sie zu Boden, wo Mäuse sie verbreiten.