Draußen beobachtet

Stechpalmen wachsen auch im Schatten der Rotbuchen

Milde Winter fördern den beliebten immergrünen Strauch
Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 24.10.2017


MÖHNESEE – Dass die Buchen alle Gehölze im Unterwuchs verdrängen, ist allgemein bekannt und im Arnsberger Wald vielerorts zu beobachten. Die einzige Ausnahme bildet die Stechpalme, die in Westfalen auch als Hülse oder Hülskrabbe bekannt ist. Gärtner und Gartenfreunde kennen den immergrünen Strauch und nur selten bis zu 15 Meter hohen kleinen Baum auch als Ilex.
Während die Stechpalme in Gärten und Parks ein häufiger und beliebter Zierstrauch ist, zeichnet er sich in den heimischen Wäldern durch sehr unterschiedliche Häufigkeit aus. Im Ruhrgebiet – beispielsweise im Dortmunder Süden – bilden Stechpalmen vierlerorts eine geschlossene niedrige Gehölzschicht in alten Buchenwäldern. Im Arnsberger Wald trifft man sie nur verstreut an und im Rothaargebirge nur noch als Seltenheit. Das ist auch der Grund, weshalb die Art schon in den 30er Jahren unter Naturschutz gestellt wurde.
Ihre Frostempfindlichkeit ist der Grund für ihre Vorliebe für atlantische Regionen und die Ebene. In strengen Wintern erfrieren oft die höchsten Zweige. Der malerische Kontrast der glänzenden grünen Blätter zu den leuchtend roten Steinfrüchten ist gerade im Herbst und Winter malerisch schön, weil die Früchte als Wintersteher lange erhalten bleiben und verschiedenen Vogelarten als Nahrung dienen. Wenn sie erfrieren, schlagen sie meistens wieder aus, stagnieren aber deutlich.

Quelle: Angelika von Tolkacz

In der mittleren „Kampfzone“ im Arnsberger Wald lohnt es sich, die einzelnen Vorkommen zu registrieren und zu kartieren. Weil die Winter immer seltener eisig kalt sind, scheinen sich die Stechpalmen ungestörter entwickeln und möglicherweise ausbreiten zu können. Als erste sichtbare Veränderung im Gefolge des Klimawandels kann das Verhalten des immergrünen „Buchenbegleiters“ künftig eine interessante Rolle spielen. Auch die Verteilung der stachelspitzigen Blätter – gegebenenfalls als Verbissschutz im unteren Teil der größeren Sträucher – und der stachellosen Blätter in deren höherem Bereich ist beachtenswert. Die Tatsache, dass nur bestimmte Stechpalmen Früchte tragen, gehört dagegen zu den natürlichen Artmerkmalen: die Art ist zweihäusig.