Draußen beobachtet

Steinschmätzer huscht über Wirtschaftsweg

Begegnung mit seltener Vogelart
Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 19.05.2018


MÖHNESEE – Die Beobachtung mancher Vögel bereitet den Naturfreunden besonders viel Freude. Das gilt vor allem für die seltenen Arten. Erst recht für so auffällige wie die Steinschmätzer, den Volkmar Brockhaus aus Arnsberg Anfang Mai in der Feldflur nahe Berlingsen nicht nur beobachten, sondern sogar fotografieren konnte. Selbst die eifrigsten Vogelkundler sehen oft ein ganzes Jahr lang keinen einzigen Steinschmätzer und wenn dann in der offenen Agrarlandschaft, die baumarm, aber steinreich ist. Am häufigsten trippelten die hübschen Singvögel noch über felsige oder durch Schaf- oder Ziegenbeweidung extrem kurzrasige Flächen, wie es sie im vorigen Jahrhundert noch gab.
Lesesteinhaufen und Steinbrüche nutzten sie als Singwarte. Aber auch damals traf man Steinschmätzer nur punktuell an. Sie waren bereits eine Seltenheit, heute ist es fraglich, ob in Westfalen noch ein einziges Paar brütet.

von Andreas Trepte [CC BY-SA 2.5 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5)], vom Wikimedia Commons

Überall ist die Landnutzung deutlich weiter intensiviert und die Landschaft ärmer an solchen Sonderstandorten geworden. Der Steinschmätzer hat sich zurückgezogen, kann aber immer noch hier oder dort als Brutvogel auftreten, zumal er auf der Wanderung in seine afrikanischen Wintergebiete fast überall in Europa auftauchen kann. Daraus nähren viele Naturforscher die Hoffnung, dass der Steinschmätzer doch noch irgendwann auch bei uns brütet, und wenn auch in Ersatzbiotopen wie Halden oder stillgelegter Industriebrache.
Das bei Berlingsen beobachtete Steinschmätzer-Männchen mit ockergelber Brust und Kehle und mit schwarzer Gesichtsmaske war wahrscheinlich noch auf der Heimreise. Interessanterweise war es bei der Insektenjagd ausgerechnet auf dem Wirtschaftsweg. Groß war die Freude der Vogelfreunde und Fotografen. Noch größer wäre die Begeisterung, wenn hier oder dort ein Steinschmätzer-Pärchen
entschlösse, wieder hier sesshaft zu werden und zu brüten.