Draußen beobachtet

Stimmgewaltige Amseln und Mönche

Vogelgesang erreicht den ersten Höhepunkt
Erschienen im Soester Anzeiger am 12.04.2017


MÖHNESEE – Obwohl trotz frühsommerlicher Witterung längst nicht alle Zugvögel
heimgekehrt sind, herrscht in heimischen Gärten an manchen Tagen
vielstimmiges Vogelkonzert. Vor allem morgens kurz nach sechs Uhr ist es
in den Gärten ein wahres Vergnügen, den gefiederten Sängern zu lauschen.
Erstaunlich ist die Lautstärke einiger Gesänge, die von den höchsten
Punkten vorgetragen werden. Für die Amseln oder Schwarzdrosseln sind das
meistens die Dachfirste.

Die pechschwarzen Amselhähne mit ihren leuchtenden gelborangenen
Schnäbeln verkünden oft mit ihren langen Gesangsstrophen, dass da noch
eine Partnerin gesucht oder allen Nebenbuhlern gedroht wird, dass das
Revier schon besetzt ist. Im Innern des Arnsberger Waldes ist die
Siedlungsdichte der Amseln nicht entfernt so hoch wie in den Dörfern, wo
manche Sänger – immer am selben Ort – den Natur- und Gartenfreunden
schon von Person bekannt sind.

Quelle: pixabay.com

Da fällt es schon auf, wenn einer der Sänger plötzlich verstummt. Das
war im vorigen Jahr der Fall, als eine Singdrossel, die in aller
Hergottsfrühe auf der höchsten Spitze einer Blautanne musizierte, nicht
mehr sang. Man fand sie tot unter einer Fensterscheibe, gegen die sie
geflogen war. Die Trauer bei ihren zweibeinigen Zuhörern war groß,
zumal die Bühne auf der Tannenspitze den ganzen Sommer unbesetzt blieb.
Die Schwarzdrosseln, die nun schon seit über 150 Jahren nicht nur reine
Waldbewohner, sondern auch Nachbarn des Menschen in Städten und Dörfern
sind, fallen möglicherweis nicht so leicht technischen Gefahren zum
Opfer. Auch die Mönchsgrasmücken sieht und hört man immer häufiger in
unseren Gärten. Sie gehören zu den unermüdlichen Sängern, die vielerorts
schon die Drosseln übertreffen. Während die Amseln über Winter hier
bleiben, ziehen die Mönche wenigstens zurzeit noch im Herbst in
mediterrane Winterquartiere. Das aber kann sich schon bald ändern. Schon
jetzt überwintern einzelne Mönche hierzulande. Einige haben schon die
Vorzüge von Vogelfutterhäuschen entdeckt, zumal in Jahren mit mildem Winter.
Es ist nicht auszuschließen, dass wir bereits Augen- und Ohrenzeugen des
erwarteten Klimawandels sind.