Draußen beobachtet

Straßenbäume


Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 27.10.2017


MÖHNESEE – Das Engagement, das die Bürger zur Rettung der Linden auf den Soester Wällen zeigen, könnten auch die Bäume an den Straßen im Kreisgebiet dringend gebrauchen. Doch erst muss der Mehrheit bewusst werden, dass die Grünstreifen mit ihren Gehölzen der letzte Rest Natur auf quadratkilometergroßen Flächen von Haar und Soester Börde sind. Ihre Bedeutung und ihren Wert haben viele Menschen offenbar noch nicht verinnerlicht. Das belegte Karl-Heinz Wilmes in einer Veranstaltung des Heimatvereins in Wort und Bild am Beispiel der Behandlung der Straßenbäume im Kreisgebiet, die grundlos gefällt und misshandelt, bis in sechs Meter Höhe aufgeastet und beschnitten wurden. Nachdem Tiere und Wildpflanzen auf den intensiv bewirtschafteten Agrarflächen ihren letzten Lebensraum verloren haben, sind Straßenrandstreifen und Ackerränder mit ihrer Vegetation wertvoller als je zuvor. Entsprechend rücksichtsvoll sollten sie gepflegt und im Dienste von Natur- und Artenschutz behandelt werden. Es genügt nicht, sich über das Verschwinden von Tier- und Pflanzenarten und das angsterregende Insektensterben zu beklagen.

Quelle: Angelika von Tolkacz

Beim Umgang mit der Restnatur am Straßenrand ist ein Umdenken zwingend erforderlich. Die Bürger müssen das Gewicht ihres Engagements einbringen, dass Bautrupps und Firmen die Pflegerichtlinien einhalten und die Gehölze nicht nur als Brennmaterial für Kamine, sondern als wertvolle letzte Lebensräume betrachten. Dass das möglich ist, zeigt seit einigen Jahren der Bauhof der Gemeinde Möhnesee, indem er durch hinausgezögerte Mähtermine für die Gräser und Kräuter an Straßen- und Wegrändern wieder eine Chance zum Blühen und zu einem Nektarangebot für die Insektenwelt gibt. Ebenso gilt es, Bäume und Sträucher am Straßenrand so zu pflegen, dass sie den größtmöglichen Nutzen für den Naturschutz bringen und gleichzeitig dem Menschen ästhetischen Genuss spenden. In jedem Falle lohnt es sich, für mehr Wertschätzung der Restnatur am Straßenrand zu werben. Dem Heimatverein ist dabei viel Erfolg zu wünschen.