Draußen beobachtet

Teilerfolge bei der Sika-Jagd

Chancen bestehen aber nur, wenn alle mitmachen

Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 11.12.2019


MÖHNESEE – Bevor mit der Wiederaufforstung des Arnsberger Waldes und der Anpflanzung neuer Laubgehölze begonnen werden kann, muss erst der Bestand an Sikawild um einige hundert Tiere verringert werden. Bei der jetzigen Zahl der Pflanzenfresser haben die Kulturen keine Chance. Das sieht auch der Hegering Möhnesee, der örtliche Zusammenschluss in der Kreisjägerschaft Soest, so. Und die meisten Inhaber von Jagdrevieren haben bereits den Abschuss erhöht. Solange aber nicht alle Jäger mitmachen, wird sich das Sikawild in bestimmten Revierteilen konzentrieren und von dort aus in die Nachbarschaft ziehen und den Wald belasten.
Jäger und Förster haben beim Ansitz und bei der Pirsch schon etliche Stücke Sikawild erlegt. Auch eine revierübergreifende Drückjagd hat bereits stattgefunden. Wanderer und Spaziergänger können ebenfalls ihren Teil zur Lösung des Problems beitragen, wenn sie schon gegen 16 Uhr den Wald verlassen, um den Jägern eine erfolgreichere und gefahrlose Bejagung der Sikas zu ermöglichen, die in der Dämmerung zu ihren Äsungsplätzen ziehen.
Die von Naturschützern und Waldfreunden kritisierte Wiedereinführung von Abschussplänen und Pflicht- Trophäenschauen für das Sikawild sollten von der Jagdbehörde zumindest für die Zeit des gegenwärtigen Notstandes ausgesetzt werden. Angesichts der bedrohlichen Situation für den heimischen Wald könnte auch das Heer revierloser Jäger zur kostenlosen Mithilfe motiviert werden. Für die vorrangige Ausrichtung auf Geweihträger hat der Steuerzahler, der die Wildschäden in den Wäldern so oder so zu tragen hat, ohnehin kein Verständnis.
Bei der großen Anzahl erlegter Sikas ist auch eine ganz andere Frage berechtigt, die Gäste aus dem Ruhrgebiet stellten. Warum steht nicht schon längst ein leckerer Sika-Braten als regionale Delikatesse auf den Speisekarten der Möhnesee-Gastronomie? Aus der Wildbahn direkt auf den Tisch! Das gibt es nirgendwo, ein berechtigter Alleinstellungsanspruch, weil Sikawild in NRW nur im Arnsberger Wald in nennenswerter Zahl erbeutet wird. Dass Sika-Wildbret hervorragend schmeckt, noch besser als anderes Wild, können einheimische Gourmands bezeugen.