Draußen beobachtet

Vielfalt an Insekten in den Hausgärten

Naturschützer fordern Pestizid-Verbot im Siedlungsbereich
Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 26.05.2018


MÖHNESEE – Von Garten zu Garten herrschen für die freilebende Tierwelt extrem unterschiedliche Bedingungen. Während hier schon seit Jahren chemiefrei gewirtschaftet wird, gilt dort immer noch die Devise „viel hilft viel“, ungeachtet der Tatsache, dass Insektizide auch Vögeln und Säugetieren schaden. Zumal es in Städten und Dörfern nicht um Fragen menschlicher Existenz geht, fordern die großen deutschen Natur- und Umweltschutzverbände unisono ein komplettes Herbizid-Verbot im Siedlungsbereich.

Im Koalitionsvertrag vom 7. Februar dieses Jahres haben die drei dort vertretenen Parteien ein „Aktionsprogramm Artenschutz“ angekündigt. Darin sollten gerade die Hausgärtenn und die kommunalen Grünanlagen eine wichtige Rolle spielen, weil viele Klein- und Hausgärtner schon jetzt engagiert bereit sind, eine solche Aktion aktiv zu unterstützen. Zu einem solchen Programm sollten Informationsmaterialien speziell über Insektenschutzmaßnahmen in Gärten und öffentlichem Grünland gehören, aber auch eine steigende Förderung solcher Aktivitäten.
Gerade angesichts der baulichen Verdichtung im städtischen wie im ländlichen Siedlungsraum sollte aller Freiraum so naturfreundlich wie eben möglich gestaltet werden. Eine weitere Versiegelung gewachsenen Bodens ist angesichts des Insektensterbens nicht mehr zu verantworten. Bis herab zu den Straßen- und Wegeböschungen, den Verkehrsinseln und Wildlandresten sind alle Maßnahmen auch vor dem Hintergrund des Insektenschutzes zu sehen.

Quelle: Angelika von Tolkacz

Aber auch in der Landwirtschaft ist eine Wende in der sogenannten „guten fachlichen Praxis“ unerlässlich, wenn sie eine Zukunft haben soll. Das muss schon bei der Praxis der Zulassungsverfahren beginnen, die in der Vergangenheit den Belangen der anderen Organismen auf unserem Planeten nicht ausreichend Rechnung tragen.
Wenn Gartenfreunde und Naturschützer zusammenarbeiten und die Bauämter in allen Städten und Dörfern zusammenarbeiten, besteht die berechtigte Hoffnung, dass ein früher vom Artenschutz vernachlässigter Teil der Kulturlandschaft künftig wertvolle Beiträge zur Erhaltung einer vielfältigen Kleintierfauna leistet.