Draußen beobachtet

Vier Frühblüher im Naturrasen

Trotz der Dürre haben sie sich gut vermehrt

Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 20.02.2019


MÖHNESEE – Schon am zweiten Tag der frühlingshaften Wärmeperiode waren die ersten vier Frühblüher in großer Zahl zur Stelle: weiß die Blüten der Schneeglöcken, gelb die der Winterlinge, rot das Wilde Alpenveilchen und blauviolett der Elfenkrokus. Alle vier locken in unterschiedliche Farben die Frühaufsteher aus der Insektenwelt an.
Die wild wachsenden Frühblüher in unseren Wäldern haben es nicht so eilig. Sie lassen den Haselsträuchern und den Schwarzerlen den Vortritt.
Die Schneeglöckchen, die in den Straßengräben und in Obstkämpen wild zu wachsen scheinen, stammen ebenso wie die anderen drei Arten aus den Gärten und unterstreichen damit deren Bedeutung für die Insektenwelt.
Der Winterling, der seine Blüten bei aufziehender Bewölkung gleich wieder schließt, stammt aus Südeuropa, das Wilde Alpenveilchen aus einigen Bergwäldern Süddeutschlands und der Elfenkrokus ebenfalls aus den Alpen. In dem Naturrasen blühen sie gleichzeitig, weil sie als Geophyten schon im Vorjahr die dazu nötigen Vorräte angesammelt haben.
Die Knollen und Zwiebeln sind im Fachhandel erhältlich. Sie werden im

Foto: Angelika von Tolkacz

Foto: Angelika von Tolkacz

Herbst zwei Zentimeter tief in die Erde gesetzt.

Die Sorge, dass die Dürre des letzten Sommers ihnen geschadet haben könnte, hat sich als unbegründet erwiesen. Der Blütenteppich ist so dicht wie eh und je, obwohl die Trockenzeit die Grasnarbe ausgedünnt hat. Besonders deutlich vermehrt haben sich die Wilden Alpenveilchen, die als verkleinerte Abbilder der bekannten Topfblumen leicht zu erkennen sind.
Die frühe Blütezeit spiegelt sich sowohl in den deutschen als auch in den wissenschaftlichen Artnamen. Weiß wie die Milch (griechisch gala) und der Schnee ist das Schneeglöckchen (Galanthus nivelis), dessen Blüten problemlos auch mäßigen Frost ertragen. Der Winterling (Eranthis hiemalis) weist mit dem „Er“ auf den „Vorfrühling“ als Blütezeit und mit
dem „hiemalis“ (winterlich) zusätzlich auf diese Besonderheit hin.