Draußen beobachtet

Vogelliebhaber

Von landesweiter Bedeutung – lockt auch die Vogelliebhaber an
Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 04.10.2017


MÖHNESEE – Dass der Hevearm der Möhnetalsperre alljährlich mehrere Tausend Wasservögel anlockt, wissen auch die Vogelkundler aus dem Ruhrgebiet. Einzeln oder in ganzen Gruppen wählen sie das Naturschutzgebiet als Exkursionsziel. Nun bestätigen auch die Vogelschutzwarte in der Landesanstalt für Ökologie und die Nordrhein-Westfälische Ornithologengesellschaft, dass die Möhnesee eines der wichtigsten Rastgebiete für Wasservögel in NRW ist.
Seit über 60 Jahren fließen die hier ermittelten Zahlen in die Ergebnisse der Internationalen Wasservogelzählungen ein. Die Daten der Jahre 2000 bis 2005 haben die Experten genutzt, um die Gebiete des Landes zu benennen, die hier für die Wasservogelwelt von landesweiter Bedeutung sind. Dazu müssen sich dort alljährlich mehr als zwei Prozent der Gesamtzahl aller hierzulande wenigstens zeitweilig weilenden Gäste einer Art aufhalten.
An der Möhnetalsperre erreichen zehn Vogelarten solche Größenordnungen. Am deutlichsten ist das bei der Schellente der Fall, von der erst ab November über 100 Individuen erwartet werden. Weil im ganzen Land normalerweise über 1.500 registriert werden, reichen bereits 36, um dem Möhnesee “landesweite Bedeutsamkeit“ zu bestätigen. Auch zu insgesamt über 50.000 Lachmöven, über 25.000 Reiherenten, über 5.000 Tafelenten, über 5.000 Haubentaucher, über 6.000 Kormorane, 10.000 Sturm- und 5.000 Silbermöwen als Maxima trägt der Möhnesee seinen Teil als Rastgebiet mit landesweiter Bedeutung bei. Gegenwärtig beleben vor allem mehrere hundert Graugänse das Bild n den ruhigen Seeabschnitten. Trotz des Rückgangs der Gänsesäger in den milden Wintern der letzten Jahre kommen diese stattlichen Entenvögel regelmäßig noch als Gäste aus dem Norden zum See. Überraschenderweise sind einige dieser Fischjäger auch als Brutvögel an der renaturierten Ruhr in Neheim sesshaft geworden, von wo aus die jetzt auch im Sommer die Naturfreunde am See begeistern.
Der niedrige Wasserstand des letzten Jahres hat die Bänke der Wandermuscheln trocken fallen lassen, was für die Tauchenten das Nahrungsangebot knapp werden lässt. Erst in mehreren Jahren wird man daher wie in früheren Jahren mit den großen Scharen rechnen können. Andere Arten sind davon weniger betroffen. Die Vogel-Exkursion zum Möhnesee kann bis in den Winter hinein weiterhin empfohlen werden.