Draußen beobachtet

Vom Unkraut zur Schmuckstaude

Ein Gras, das aus der Pampa kam

Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 12.10.2019


MÖHNESEE – Einen unbeliebten Kumpanen „in die Pampa schicken“ das heißt, ihn ganz weit weg, bis in die argentinischen Grassteppen, verbannen. Eben dort her kommt das größte und imposanteste Gras in heimischen Gärten: das Pampagras. Bis tief in den Herbst hinein beeindrucken seine silbrig-weißen Rispen, die 70 Zentimeter lang werden können, den Gartenfreund. Ihretwegen wird der Gartenriese auch „Silbergras“ genannt.
Das Pampagras wird bis zu drei Meter hoch und übertrifft damit alle anderen Schmuckgräser der Gärten. Es ist zweihäusig, das heißt, männliche und weibliche Blütenstände stehen getrennt auf eigenen Stauden. Nur die weiblichen sind auch nach der Blüte noch so schön, dass man sie als Schmuckstauden bewundert. Im Winter aber lassen auch sie nur eine vergilbtes Gestrüpp zurück, das man am besten auf 30 Zentimeter zurückschneidet.
Dort wo das Pampagras in Südamerika ursprünglich beheimatet ist und wild wächst, betrachtet man es als Unkraut, das man im Südwinter vielerorts abbrennt. Da es sich unterirdisch weit ausbreitet, kommt es im nächsten Jahr – oft noch zahlreicher – wieder. Auch in unseren Gärten ist es recht widerstandsfähig. Wer dem Nachbarn ein Pampagras für den Garten schenken will, braucht nur eine Staude zu teilen.
Trotz seiner Herkunft aus der Pampa braucht das Gras in Trockenperioden reichlich Wasser. Die Blätter haben scharfe Kanten. Auf die nimmt der wissenschaftliche Name Bezug. „Cortaderia“ geht auf das spanische Verbum „cortar“ zurück, das so viel wie „schneiden“ bedeutet.
Heute ist das Pampagras dort, woher es seinen Namen bekam, vielerorts ein ungewünschtes Unkraut, das wegen seiner Ausbreitungsfreudigkeit gestoppt werden muss. Denn die Pampa ist längst keine Grassteppe mehr, sondern das wirtschaftliche Kernland, dem man neun Zehntel der gesamten wirtschaftlichen Produktion des Landes verdankt.