Draußen beobachtet

Von Kupferstechern und Buchdruckern

Borkenkäfer ruinieren den Arnsberger Wald
Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 6.10.2018


MÖHNESEE – Zwei Insektenarten sind die Haupttäter in der großen Schar der 95 in Deutschland heimischen Borkenkäfer-Familie, die Förster und Waldbesitzer gegenwärtig zur Verzweiflung bringt. Es sind der fünf Millimeter große Buchdrucker und der nur halb so große Kupferstecher, die beide zur selben Familie der gefürchteten Borkenkäfer gehören.
Der Jahrhundertsommer mit seiner Hitze und Trockenheit hat ihnen eine enorme Massenvermehrung erlaubt, die dem Sturm Friederike vom 18. Januar folgte. Dieser hatte – vor allem im nördlichen Sauerland – etliche Fichten vorgeschädigt und zum Teil auch geworfen. Ganze zunächst stehen gebliebenen Fichtenbestände in deren Nachbarschaft haben die beiden Borkenkäfer angelockt, die sich unter den für sie optimalen Bedingungen dieses Sommers massenhaft vermehrt haben. Viele Fichten, deren Spitzen sich bräunlich verfärben, sterben ab oder werden im nächsten Jahr zugrunde gehen.
Mit einzelnen Käferbäumen hatten Experten nach den Windwürfen wohl gerechnet. Die natürliche Entwicklung des Waldes – so hoffte man – werde die wenigen gefallenen Stämme überwachsen und die Lücken schließen. Mit der enormen Vermehrung der Borkenkäfer und dem Massensterben der Fichten in diesem Extremjahr war nicht zu rechnen.
Die Larven der Buchdrucker und Kupferstecher können sowohl als Raupen als auch als Puppen oder als fertige Käfer in den Fraßgängen überwintern. Bei 15 bis 16 Grad beginnen die beiden genannten Arten zu schwärmen, das heißt schon im März/April. Je nach Witterung entwickeln sich ein bis drei Generationen. In diesem Jahr waren die Witterungsbedingungen für die Borkenkäfer optimal.
Bekannt sind die „Fraßbilder“, die die Wanderer und Spaziergänger erschrecken. Sie sind mehr oder weniger artspezifisch wie auch die bevorzugten Baumarten. Buchdrucker und Kupferstecher sind Nadelholzschädlinge mit Fraßgängen zwischen Borke und Rinde und mit braunem Bohrmehl. Zurzeit werden befallene Fichten von Waldarbeitern gefällt, entrindet und aus dem Wald geholt.
Einzelne Arten sind Rindenbrüter mit Fraßgängen zwischen Borke und Splint. Bei den in Einehe lebenden Borkenkäfer-Arten frisst das Weibchen den sogenannten „muttergang“, an dessen Rand sie die Eier ablegt.

Quelle: Angelika von Tolkacz

Die daraus schlüpfenden Larven bringen die „Fraßbilder“ hervor, die an aufgeschlagene Bücher erinnern und bei dem Artnamen Pate standen. Andere Arten leben in Vielehe. Hier legt das Männchen einen Gang zur „Rammelkammer“ an, in der die Begattung erfolgt. Weibchen bohren die „Brutgänge“ und damit artspezifische „Fraßbilder“.

Die Larven schlüpfen innerhalb zwei Wochen und fressen – jede für sich – einen waagerechten „Larvengang“. Sie enden in den „Puppenwiegen“, wo sich die Larven in weiteren zwei Wochen zu Puppen verwandeln. Erst nach acht bis dreizehn Wochen haben sie sich zu fertigen Käfern entwickelt, die durch kreisrunde Löcher nach außen gelangen.
Die Käfer sind gute und ausdauernde Flieger, die auch entferntere Bäume infizieren können, vor allem wenn diese durch Luftverschmutzung oder durch Stürme geworfen sind oder ein vorgeschädigtes Wurzelwerk haben.