Draußen beobachtet

Vorliebe für Nadelbäume

Das Gimpel-Männchen gilt als schön, aber dumm
Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 6.01.2018


MÖHNESEE – Gäbe es auch einen Schönheitswettbewerb für heimische Vögel – speziell für die Männchen -, käme gewiss auch der Gimpel auf das Treppchen. Die Färbung seines Gefieders ist so kontrastreich und schön, dass ihn jedermann kennt. Gerade jetzt im winterkahlen Gebüsch ist er mit seiner rosaroten Unterseite unübersehbar. Die schwarze Kopfplatte und der weiße Bürzel sind weitere Merkmale des Gimpel-Männchens. Sein Weibchen ist weniger auffällig gefärbt. Seine Unterseite kommt über ein schlichtes Grau nicht hinaus. Dass es dennoch von den Naturfreunden gesehen wird, liegt daran, dass die beiden Partner meistens gemeinsam -als Paar – auftreten.

Friedhöfe und Parks sowie größere, an Nadelgehölzen reiche Gärten sind der bevorzugte Lebensraum der gut finkengroßen Singvögel, die man allerdings nur selten singen hört, weil sie sich so vornehm leise äußern. Lauter ist da schon der melodische Kontaktruf, der wie „düüp, düüp“ klingt. Seit immer mehr Nadelbäume in unserer Heimatlandschaft Einzug gehalten haben – man denke nur an die Fichtenforste – ist der Gimpel – zwar nicht häufig – vielerorts anzutreffen. Im Winter erscheint er sogar hier und dort an Vogelfutterhäusern.

By Netty3979 (Own work) [CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], via Wikimedia Commons

Als Körnerfresser bevorzugt er die Samen von Bäumen und Kräutern. Dass er im Winter auch Knospen von Obstbäumen und -sträuchern frisst, nahm früher, als es noch auf jede Frucht ankam, übel. Heute gönnt man den Gimpeln, die überwiegend den Winter hierzulande verbringen, die Zusatznahrung. Das gilt auch für ihre Artgenossen, die als Wintergäste aus Skandinavien zu uns kommen.
Die Gimpel sind übrigens auch als „Dompfaffen“ bekannt, wohl wegen des roten Gewandes für festliche Anlässe. Der Name „Gimpel“ wird unterschiedlich gedeutet und mit dem Wort „simpel“ in Zusammenhang gebracht, weshalb man den Vogelnamen in Süddeutschland auch für einen einfältigen Menschen verwendet. Aber auch sonst gilt der Gimpel als schön, aber dumm. Er ist zutraulicher als seine Verwandten und lässt sich durch Pfeifen seiner Kontaktrufe leicht anlocken. In Zeiten, als man noch Waldvögel in Käfigen hielt, machten die Vogelfänger davon Gebrauch und nannten zum Dank die Gimpel „simpel“ oder „dumm“. Inzwischen ist der Vogelfang in Deutschland längst verboten und in Vergessenheit geraten, aber leider noch immer nicht in allen Teilen Europas.