Draußen beobachtet

Wälder leiden unter Dürre

Viele Blätter vergilben schon vorzeitig und fallen ab
Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 11.08.2018


MÖHNESEE – Die Freunde des Waldes schauen besorgt auf den Waldboden. Der ist teilweise flächendeckend schon zeitig im August mit abfallenden Blättern bedeckt, die sich drei Monate zu früh gelbgefärbt haben. Ihr Wasserhaushalt ist gestört.
Normalerweise transpirieren Blätter und Nadeln über die Spaltöffnungen – Stomata genannt- so viel Wasser, wie die Wurzeln aus dem Boden aufnehmen. In Dürrezeiten aber werden die Spaltöffnungen geschlossen. Das führt nicht nur zur verminderten Wasserabgabe, sonder auch zur verringerten Aufnahme des für die Photosynthese erforderlichen Kohlendioxids. Je früher die Trockenheit die Bäume zum Schließen der Spaltöffnungen zwingt, umso geringer ist die Photosyntheseleistung.
Wenn – wie in diesem Jahr- schon im Frühsommer Wasser Mangelware wird, ist für das ganze Jahr ein verringerter Holzzuwachs zu erwarten. Dauert der Wassermangel länger an, deuten hängende Blätter auf die gestörte Wasserversorgung hin. Nach von Baumart zu Baumart unterschiedlich langer Leidenszeit beginnen die ersten Bäume mit der Laubverfärbung und dem Laubfall, was bei den Birken besonders zu beobachten ist.

Quelle: Angelika von Tolkacz

Nur bei bereits anderweitig geschwächten Bäumen und bei jungen Bäumchen besteht die Gefahr des Absterbens. Eine Katastrophe droht allerdings, wenn auch im Folgejahr, die Wälder mit extremem Wassermangel fertig werden müssen. Da die augenblickliche Dürre Ähnlichkeiten aufweist mit den metrologischen Verhältnissen in der Mittelmeerregion, fürchten einige Wetterbeobachter, dass wir gegenwärtig bereits einen Vorgeschmack des Klimawandels erleben.
Andere weisen darauf hin, dass es ähnliche Sommer in der Vergangenheit schon mehrmals gab, zuletzt noch 2003. Weil Förster, Waldbesitzer und Naturschützer bei den Konsequenzen auf die augenblickliche Dürreperiode nicht an das nächste Jahr, sondern an Jahrhunderte denken müssen, wird man verstehen, dass die Vegetation und ihr Verhalten zurzeit besonders registriert werden.