Draußen beobachtet

Wildkaninchen

Es gibt sie noch die Wildkaninchen sind sehr selten geworden Möhnesee
Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 11.11.2017


MÖHNESEE – „Westfalen gehört zu den kaninchenreichsten Landschaften der Bundesrepublik“, heißt es wörtlich im Standardwerk „Die Säugetiere Westfalens“ von 1984. Die Jagdstrecke der Wildkaninchen lag noch im Mittel der Jagdjahre 1964/65 bis 1969/70 hier mit über 700 000 erlegten Tieren hinter der des Fasans an zweiter Stelle der jagdbaren Tiere. Vorige Woche hielt es dagegen ein Naturfreund für telefonisch mitteilenswert, er habe jetzt am Normannenweg in Körbecke zum zweiten Mal wieder ein Wildkarnickel gesehen.
Größer kann der Kontrast kaum sein. Vor 40 Jahren noch eine häufige und weit verbreitete Wildart, gilt das Kaninchen heute vielerorts als nahezu ausgestorben. Dass man in der Börde und in der geschlossenen Waldlandschaft des Arnsberger Waldes vergeblich nach ihm sucht, ist nicht anders zu erwarten. Doch die kleiner strukturierten Landschaften dazwischen im Möhnetal, in den Siedlungen, den Gärten und auf den Friedhöfen waren früher von Karnickelhöhlen durchsetzt. Vielerorts sprach man von Kaninchenplagen und schirmte die Gemüsegärten durch kleinmaschige Zäune gegen die allgegenwärtigen Nager ab.

Kein Mensch hätte geahnt, dass sich die Kaninchenpopulation in so kurzer Zeit so rapide verändern könnte. Anfangs gab man extrem kalten und schneereichen Wintern während des zweiten Weltkrieges und nach 1977 dafür die Schuld, später – seit den 1980er Jahren — starben die Kaninchen nacheinander regional an verschiedenen Seuchen, vor allem an der Myxomatose. Örtlich schienen sie im Gemeindegebiet komplett ausgestorben zu sein.
Heute ist das Bild in den Dörfern und Siedlungen am Möhnesee sehr unterschiedlich. Neben Orten, die kaninchenfrei zu sein scheinen, gibt es andere, die kurzfristig wieder besiedelt werden.

Quelle: wikipedia.org

Dabei sind die Wildkaninchen nirgendwo in Westfalen Ureinwohner, sondern überall erst seit dem 16. Jahrhundert eingewandert oder eingebürgert worden. Viele Menschen möchten die Neubürger aus Spanien nicht gern völlig missen, und keineswegs nur die Jäger. In mäßiger Population sollten die Kaninchen in unserer Heimatlandschaft erhalten bleiben, zumal in einer Zeit, in der auch die ersten Verwandten, die Feldhasen, als nächste auf der Aussterbeliste stehen, und unsere Fluren immer weiter verarmen.