Draußen beobachtet

Winterkleider auch ohne Kleiderschrank

Das Winterfell ist dichter und oft auch anders gefärbt
Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 3.11.2018


MÖHNESEE – Spätestens in der vorigen Woche haben sich viele von uns in den Kleiderschränken nach wärmerer Bekleidung umgesehen und sie schnell gefunden. So zügig geht das bei den heimischen Säugetieren nicht, aber nach ähnlichen Prinzipien.
Das Winterkleid muss dicker und dichter sein, das heißt aus längeren und aus mehr Haaren bestehen. Besonders gut ist das bei den Rehen zu sehen, die fast überall bis an die Dorfränder kommen und auch geradezu modisch wechselnde Kleider tragen. Die sind im Sommer glatt glänzend gelbrot bis rotbraun in der Rückenpartie und im Winter deutlich zottiger und längerhaarig graubräunlich. Der Spiegel – das ist die weiße Partie rund um den After – ist im Winter rund 15 Zentimeter groß, im Sommer nur knapp 10 Zentimeter. Der Spiegel erscheint im Winter weißer und kontraststärker, was auch dem Naturfreund und dem Jäger auffällt.

Alles das zeigt, dass mit dem Haarwechsel nicht nur die Anpassung an die winterlich dunkle Umgebung erfolgt. Der „Spiegel“, der seine Funktion als Folgesignal, im Sommer meistens nur für ein oder zwei Kitze hat, muss im Winter für größere Trupps auch im winterlich düsteren Wald sichtbar sein.
Südlich des Möhnesees ist der Sikahirsch die häufigste Wildart. Sie zeigt einen besonders deutlichen Wechsel zwischen dem Sommer- und dem Winterkleid: hellbraun im Sommer und so dunkelbraun beispielsweise während der Brunftzeit im September/Oktober, dass Jäger manche Sikahirsche als „schwarze Teufel“ titulieren.
Am bekanntesten ist das weiße Winterkleid des Hermelins, das in unseren zunehmend milderen und schneeärmeren Wintern wohl einen höheren Wärmeschutz, aber keine Tarnung genießt.
Nur die Haarpinsel auf den Ohren und die Üppigkeit und Länge der Körperbehaarung fallen bei den Eichhörnchen im Winterkleid auf.
Die meisten sind vom Kopf bis zum Schwanzende rotbraun. Weit verbreitet sind aber auch verschiedene Farbvarianten, vor allem bis zu grauschwarzen Typen, die nichts mit dem Kleiderwechsel zu tun haben. Im Winter wärmend wirkt der buschige Schwanz, der beim Sitzen aufrecht getragen wird.