Draußen beobachtet

Winterpause unbekannt

Das Gänseblümchen hat viele weitere Namen
Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 21.11.2018


MÖHNESEE – Auch wo es schon lange keine Gänseweiden mehr gibt, kennt jedes Kind das Gänseblümchen. Es ist die Pflanze, die gleich unter einem Dutzend verschiedener Namen bekannt ist. Marienröschen wird die häufige und allgegenwärtige Art zu Ehren der Gottesmutter genannt. „Bellie“ – von lateinisch „bellus“ = schön – ist der Name vorzugsweise für die beliebte großblütige Zuchtform und „Maßliebchen“ sagt man zu ihr in einigen Landschaften Süddeutschlands.
Nährstoffreich und unbeschattet soll der Boden schon sein. Dafür sorgen mancherorts die freilaufenden Gänse. Weil der Körbchenblütler dicht auf dem Boden anliegend blühen kann, vermag auch häufiger und kürzester Rasenschnitt ihn nicht zu stoppen. Auch auf Wegen und Plätzen überleben einige dieser widerstandsfähigen Stauden, die man zusammen mit dem Breitwegerich zu den Trittpflanzen zählt.
Eine weitere Besonderheit dieser Allerweltpflanze ist, dass sie keine Blühperiode kennt, das heißt, zu allen Jahreszeiten blühen kann. In besonders kühlen Witterungsperioden schützt ein Hauch rötlicher Färbung die sonst weißen Zungenblüten.
Auch außer den Gänsen und anderen Haustieren sowie allerlei Insekten können auch die Anhänger der Biokost mit den Marienröschen etwas anfangen. Die Blütenknospen sind eine beliebte Beimischung zu Suppen und Salaten, dienen aber auch – in Essig eingelegt – als Kapernersatz. In der Volksheilkunde wird das Kräutchen auch als schleimlösendes Mittel genutzt.
Unter den verschiedenen Zuchtformen erfreuen sich die „gefüllten“ Formen, die vielfach auch „Tausendschönchen“ genannt werden, besonderer Beliebtheit. Bei ihnen sind die Röhrenblüten in der Mitte des Blütenstandes zu Zungenblüten umgewandelt. Zusammen mit den verschiedenen Produkten züchterischer Arbeit bieten sie dem Lehrer wegen ihrer leichten Beschaffbarkeit vielerlei Möglichkeiten zu einem vielseitigen und anschaulichen Unterricht.