Draußen beobachtet

Zu Besuch beim Einmachen

Die Haustiere der Genetiker scharenweise
Erschienen im Soester Anzeiger am 5.10.2016


MÖHNESEE – Nur zwei bis vier Millimeter sind die Taufliegen groß, denen die Biologen schon drei Nobelpreise zu verdanken haben. Und auch im Haushalt, vor allem wo Früchte eingekocht werden, sind sie wohlbekannt. Doch kaum zu glauben: Weltweit zählt die Fliegengattung, die mit wissenschaftlichem Namen „Drosophila“ heißt, an die tausend verschiedene Arten und Unterarten.
Gerade in diesen Tagen und Wochen, wo von vielen Bäumen überreifes Obst fällt, begegnet man den winzigen Taufliegen überall und oft sogar scharenweise. Noch häufiger als in Gärten und Feldern begegnen sie uns im Haushalt. Als feuchtigkeitsliebende Tierchen fliegen sie von der Spüle oder von Wassertropfen auf und zum Licht hin, sobald man es anschaltet. Die Fliegenlarven entwickeln sich in zuckerreichen Pflanzensäften innerhalb weniger Stunden. Auf eine Taufliegen-Generation folgt schon nach acht Tagen die nächste.

Eben diese schnelle Generationsfolge, die  Winzigkeit und preisgünstige Zucht der Fliegen macht die Taufliegen zum wichtigsten „Haustier“ der  Genetiker. Entscheidend sind auch die Vielzahl und die Häufigkeit der spontanen Erbänderungen (Mutationen), die heute vielerorts bereits auch in den Schulen studiert werden. In kleinen Zuchtkästen legen die Drosophila-Weibchen alle zwei bis drei Wochen bis zu 400  Eier. Für die Arbeit im Haushalt Grund genug, Marmelade und Obstsäfte, faulendes Obst und Essensreste gründlich zu entfernen oder zu verschließen.
Im Zuchtexperiment aber werden Taufliegen mit unterschiedlichen Erbanlagen miteinander gekreuzt, solche mit weißen Augen, mit schwarzem Körper, mit normalen und mit Stummelflügeln sowie mit bestimmten Merkmalkombinationen. Und das schon seit Jahren und mit immer noch neuen wissenschaftlichen Fragestellungen.

Zwei Typen der Fruchtfliegen sind an ihrer Körpergröße zu unterscheiden: die Kleine Essigfliege ist nur zwei Millimeter, die Große  Essigfliege dagegen drei bis vier Millimeter lang. Letztere schwärmt oft massenhaft und scheint in der Luft tanzend zu schweben und sich plötzlich fallen zu lassen. Wie viele andere Insekten, werden auch Taufliegen seltener, wo immer mehr Komposthaufen verschwinden und auch in Gärten Insektizide im Übermaß eingesetzt werden. St.