Draußen beobachtet

Zwei ungleiche Brüder

Auf dem Dachboden poltert nur der Steinmarder

Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 13.03.2020


MÖHNESEE – Wenn es auf dem Dachboden poltert oder in der Garage die Gummiummantelung von Bremsschläuchen zerbissen wird, ist das nach schnellem Urteil wieder „der Marder“. Von diesen Räubern aber gibt es gleich zwei, die einander so ähnlich sind, dass auch Experten sie oft nicht unterscheiden können. Es sind der Steinmarder und der Baummarder, zwei zum Verwechseln ähnliche und doch ungleiche Brüder. Der Baummarder, vom Kopf bis zur Schwanzspitze 70 bis 80 Zentimeter lang und lebend eineinhalb Kilogramm schwer, ist vor allem in älteren Laubwäldern beheimatet und kommt als Störenfried auf Dächern und in Garagen nicht in Betracht. Ganz anders der gleich große Steinmarder, der als „Kulturfolger“ in vielen Dörfern und Siedlungen lebt. Dass er dennoch so selten gesehen wird, liegt an seiner nächtlichen Lebensweise, oft verbunden mit lebhaften Bewegungen, von denen schon viele Hausbewohner aufgeschreckt wurden.
In der Fellfarbe unterscheiden sich die beiden Marderarten insofern, dass der Steinmarder einen weißen, der Baummarder einen gelblichen Kehlfleck hat. Früher ist mancher Marder geschossen worden, weil sein Pelz als wertvoll galt. Das ist heute nicht mehr der Fall, seitdem elegante Damen aus Gründen des Tierschutzes auf Naturpelz verzichten. Und die Tierkundler stellen ihnen heute weniger mit Ferngläsern als mit Fotofallen nach, um die Verbreitung der nächtlichen Jäger zu studieren, die vorzugsweise im Wipfelbereich unterwegs sind und schon wiederholt bei der Eichhörnchen-Jagd beobachtet wurden.
Auf Dachböden gelangen die Steinmarder vor allem wenn hohe Bäume in der Nähe stehen. In Taubenschlägen und Hühnerställen richten sie manchmal erhebliche Schäden an, fangen aber auch Ratten und Mäuse, Wildkaninchen und größere Insekten. Ihre Beute finden sie vor allem in Hecken- und Parklandschaften mit Steinmardern und Ställen. In Baumhöhlen, Raubvogelhorsten, aber auch in Erdhöhlen bringen sie im März oder April ihre drei bis vier Jungen zur Welt, die anfangs fünf Wochen blind sind. Sie verursachen nicht selten das Gepolter auf den Dachböden. Ob sie sich auch für die Gummiteile an den Autos interessieren, wurde wohl noch nicht beobachtet.