Draußen beobachtet

Blütenpracht

An den Gemeindestraßen in der Gemeinde Möhnesee gibt es wieder reizvolle Farbflecke.
Erschienen im Soester Anzeiger am 27.07.2016


MÖHNESEE – Viele Autofahrer haben es bemerkt und sich darüber gefreut: An den Gemeindestraßen in der Gemeinde Möhnesee gibt es wieder reizvolle Farbflecke. Das Rotviolett der Weidenröschen und des Blutweiderichs hebt sich vom weißen Grundton ab, für den ungezählte Blütendolden sorgen. Neben dem Wiesenbärenklau, der das Grün überragt, sorgen Schafgarbe und Wilde Möhre hier und dort im Wechsel für malerische Bilder, die vor allem der Beifahrer genießen kann.
„Das verbreitet Ferienstimmung“, kommentierte ein Gast, der zum Fotografieren ausgestiegen war. „Die Vielfalt der Formen und Farben öffnet das Herz.“ Ob man die Blumen mit Namen kennt oder nicht, ist nicht das Entscheidende. Die Restnatur zwischen den Getreidefeldern ist mit Geld nicht zu bezahlen:das leuchtende Gelb des Rainfarns und des Kreuzkrauts und sanfte Blauviolett des Dost und des Kunigundenkrauts. Und das alles kostenlos spendiert! Von Jahr zu Jahr nimmt die Blütenpracht wieder zu. Nachdem der rücksichtslose Einsatz von Herbiziden und das Flämmen noch im vorigen Jahrhundert überwunden wurden, folgte das kritische Überdenken der frühen und kompletten Mahd der Weg- und Straßenränder, der Böschungen und Gräben. Zwar wird nicht jeder Mitbürger die Schönheit blühender Randstreifen wahrnehmen, die Kleintierwelt, die Bienen und Hummeln sowie viele andere Insekten genießen den Pollen und den Nektar der Blüten. Und nicht zuletzt auch die Freunde kirchlichen Brauchtums, die in Kürze Wildpflanzen für das Weihbund zu Mariä Himmelfahrt sammeln. Sie freuen sich, wenigstens noch am Straßenrand die Reste überkommener Artenvielfalt in unserer intensiv genutzten Agrarlandschaft anzutreffen.
Die Verwaltung der Gemeinde Möhnesee pflegt seit einigen Jahren gezielt die Pflanzenwelt an ihren Straßen und Wegen, indem sie weniger und -wenn überhaupt- erst nach der Blüte und der Samenreife mähen lässt. Der Verkehrssicherheit trägt sie Rechnung, indem sie unmittelbar am Fahrbahnrand einen Mähstreifen von einem Meter Breite anlegt, damit sich nasse hohe Gräser nicht auf den Straßenrand legen und ihn glitschig machen. Der Kreis Soest folgt teilweise ebenfalls solchen Zielen. Wer sich von der Rückkehr der Wildflora auf die Straßenränder überzeugen will, hat beispielsweise am Stockumer Weg zwischen Körbecke und Stockum Gelegenheit dazu. An die 25 verschiedene Arten Wildkräuter wird der Heimatverein am 7. August hier allen interessierten Natur- und Heimatfreunden bei einem Spaziergang vorstellen.
Einen krassen Kontrast dazu bietet im Gemeindegebiet die Bundesstraße 516, der Haarweg. Der Landesbetrieb Straßen hat sich der fortschrittlicheren, naturschonenden Methode hier noch nicht zugewandt. Passanten empfinden daher diese viel genutzte „Ferienstraße“ als nicht so schön, wie sie -mit weniger Arbeit- hätte sein können. Könnte man die Tierwelt fragen nach dem Wert der langweilig kahl geschorenen Straßenränder, so würde man erfahren, dass das Votum für die Blütenpracht nicht nur eine Geschmacksfrage ist. St.