Draußen beobachtet

Nachwuchs bei den Graugänsen

Ganze Gänsescharen kommen zum See zurück
Erschienen im Soester Anzeiger am 11.06.2016


MÖHNESEE – Drei Monate – von März bis Mai – waren fast alle Graugänse vom See verschwunden. Jetzt, wenn die gelbe Iris an den Ufern blüht, bevölkern wieder Hunderte den Hevesee und das Hevetal. In der Zwischenzeit haben sie an schwer zugänglichen Orten am Heveeinfluss und anderswo in Seenähe gebrütet und ihre Jungen betreut.

In den großen Gänsescharen sind bereits etliche Familien, deren Nachwuchs in Gefiederfarbe und Größe den Eltern nahezu gleicht. In diesem Jahr haben die Graugänse besonders früh mit der Brut begonnen. Die Weibchen haben jeweils zwischen vier und neun Eier gelegt, ziemlich regelmäßig jeden Tag eins. Erst nach dem letzten Ei hat das Gänseweibchen zu brüten begonnen, während der Gänserich Wache schob. Mit ihren Nachbarn vertrugen sie sich gut, so dass einige Nester problemlos in der Nähe geduldet wurden. Die weißen Eier verfärbten sich während der Brutzeit leicht gelblich.

Nach knapp zwei Monaten sind die jungen Graugänse flugfähig. Unter den zahlreichen Gänsen in den großen Trupps sind allerdings auch etliche kinderlose Paare, auch solche, die dem Fuchs Tribut zollen mussten. Zweijährige Graugänse „gehen“ zwar schon „miteinander“, werden aber erst im nächsten Jahr geschlechtsreif. Im Laufe des Monats Juni wird sich die Zahl der Graugänse auf der offenen Wasserfläche noch um mehrere hundert erhöhen.

Nahrungsmittel werden sie nicht leiden, obwohl noch zahlreiche Kanadagänse mit ihren Jungen hinzukommen. Land- und Wasserpflanzen stehen auf ihrem Speiseplan. Zurzeit sieht man sie noch vielfach im flachen Wasser gründeln (Köpfchen in das Wasser, Schwänzchen in die Höh`). Später fliegen sie oft in Scharen auf die Felder an der Haar. Die Menschen in den Dörfern am nördlichen Seeufer haben sich an die eindrucksvollen Flugbilder längst gewöhnt und erinnern sich zum Teil nicht mehr an die Zeit vor 1980, als es auf dem Möhnesee zwar auch schon viele Wasservögel, aber noch überhaupt keine Wildgänse gab.

Die hierzulande ausgestorbenen Graugänse wurden erst auf Initiative der Jägerschaft auf münsterländischen Gewässern wieder angesiedelt. Sie vermehrten sich so stark, dass sie schon nach wenigen Jahren auch den Möhnesee erreichten und als Mauserquartier schätzen lernten. St.