Draußen beobachtet

Zeugen aus uralter Zeit

Als Ziegen zwischen Wacholder weideten
Erschienen im Soester Anzeiger am 19.11.2016


MÖHNESEE – Am äußersten Rande des Forstreviers Wilhelmsruh, das heute zum Lehr- und Versuchsforstamt Arnsberger Wald gehört, befindet sich – schon auf Hirschberger Grund – ein letztes größeres Wacholdervorkommen. Es verdankt seine Erhaltung der Tatsache, dass es schon in den 1930er Jahren unter Naturschutz gestellt wurde. Heute ist es für Forschung und Lehre ein besonders wertvoller Flecken Erde.

Der Wacholder ist nämlich Zeuge einer Form der Waldnutzung, die im Arnsberger Wald schon vor zweihundert Jahren ihrem Ende entgegenging. Damals wurden noch ganze Viehherden – neben Rindern auch Schafe und Ziegen – zur Weide (Hude) in den Wald getrieben. In den durch den Einschlag von Bau- und Brennholz bereits stark aufgelichteten Wälder wuchsen am Waldboden mehr Gräser und Kräuter als heute, die dennoch allein dem Vieh nicht genug Nahrung boten. Vor allem die Ziegen knabberten deshalb mit Vorliebe auch an Blättern und Zweigen von Sträuchern und jungen Bäumen. Nur an den Wacholder wagten sie sich nicht heran. Seine spitzen, nadelförmigen Blätter schützten ihn.

Gleichzeitig holten die Menschen auch noch Gräser und Welklaub aus den Wäldern, um es als Einstreu und als Futter für das Vieh im Winter zu nutzen. Auch das Streusammeln kam dem Wacholder entgegen, der auch auf  nährstoffärmsten, ausgezehrten Böden wuchs und sich in den ausgebeuteten Wäldern ausbreiten konnte.

Quelle: pixabay.com

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Als dann seit der Mitte des 19. Jahrhunderts überall die Wälder wieder aufgeforstet wurden, war die hohe Zeit des Wacholders und der Bergheiden vorbei. Reste der Heideromantik blieben in kleinen Schutzgebieten erhalten. Vor allem der Sauerländische Gebirgsverein hat im gesamten südwestfälischen Bergland kleine Wacholder-Vorkommen erworben und geschützt. Unser nächstgelegenes Schutzgebiet mit zahlreichen mehrere Meter hohen Wacholderbüschen wird allerdings im Staatsforst gehegt und bewahrt und ist heute mit einem Male besonders wertvoll, weil in ihm vor einigen Jahren eine extrem seltene, nur hier und an einer zweiten Stelle in Deutschland heimischen Ameisenart entdeckt wurde. Für alle Natur- und Heimatfreunde aber ist der Wacholder ein historischer Zeitzeuge, der ihnen sehr lebendig die wechselvolle Geschichte unserer Wälder vor Augen führt. St.