Draußen beobachtet

Begehrte Pflanze des Jahres

Schafe und Bienen mögen die Besenheide
Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 17.10.2018


MÖHNESEE – Im Arnsberger Wald war die Besenheide früher weit verbreitet. Und auch heute findet man sie noch hier und dort. Man wundert sich allerdings, dass die Art zur „Pflanze des Jahres“ erklärt wurde.
Um das zu verstehen, muss man sich schon etwas mit ihrer Geschichte vertraut machen. Ihr verstreutes Vorkommen zeigt an, dass es Relikt-Standorte sind, die im wechselhaften Wirken des Menschen zunahmen und wieder verschwanden. In früheren Jahrhunderten gab die Besenheide ganzen Landschaften ihr Gepräge.
Passende Böden – nämlich saurere und nährstoffarme Standorte – findet das Heidekraut nicht nur in Sandgebieten der Ebene, sondern auch auf kalkarmem Verwitterungsgestein im Rheinischen Schiefergebirge. Was ihr hier fehlt, ist das unbeschattete Offenland. Hier sind Gräser Sträucher und Bäume konkurrenzstärker. Nur zu der Zeit und in den Orten, wo im Rahmen der „ bäuerlichen Waldnutzung“ Vieh getrieben wurde, wandelten sich die Konkurrenzverhältnisse zu Gunsten des Heidekrautes und es entstand auf riesigen Flächen Weideland: das nach der dominierenden Pflanzenart benannt wurde: die Heide.

von AnRo0002 [CC0], vom Wikimedia Commons

Nicht die Pflanzenart, sondern die malerische Heidelandschaft, die Hermann Löns besungen hat, steht im Mittelpunkt des Naturschutzes. Über 95 Prozent der Heidegebiete sind inzwischen allerdings einer intensiveren land- und forstwirtschaftlichen Nutzung geopfert worden. Nur eine einzige kleine Heidefläche mit Wacholder und Besenheide ist in der Gemeinde Möhnesee als Naturschutzgebiet erhalten geblieben.
Sie wird historisch, d.h. von Schafen extensiv beweidet. Erst in den letzten Jahrzehnten haben die meisten Naturschützer erkannt, dass man die Besenheide mit Schafen beweiden lassen muss, wenn sie erhalten bleiben muss. Wo die Beweidung eingestellt wird, haben bestimmte Pflanzenarten keine Überlebenschance mehr. Die Besenheide, mit wissenschaftlichem Namen Calluna (griechisch= calluneio) gehört dazu. Sie wird von Gräsern und Gehölzen überwachsen und unterdrückt.
So sind die Naturschützer, wenn sie die Schönheit der Heide bewahren wollen, auf die Mitwirkung der Schafe angewiesen.