Draußen beobachtet

Brennnesseln verdrängen Sumpfdotterblumen

Früher eine weit verbreitete und bekannte Pflanze

Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 22.05.2019


MÖHNESEE – Auf nährstoffreichen nassen Wiesen, am Ufer von Gräben und Bächen findet man vereinzelt auch heute noch die stattliche Sumpfdotterblume. Mit ihren goldgelben Blüten fällt sie Wanderern und Spaziergängern sofort auf. Ihnen verdankt sie auch den „Dotter“ in ihrem Namen. Der Volksmund fasste sie mit anderen gelbblühenden Arten zusammen als „Butterblume“. Vielleicht aber spielte bei der Namengebung auch eine Rolle, dass sie früher Verwendung fand, wenn die Butter eine intensivere goldgelbe Farbe bekommen sollte. Die Sumpfdotterblume lockt mit dem Gelb seiner Blüten allerlei Insekten an, vor allem auch Käfer, die am Grunde der Blüten reichlich Nektar finden. Zur Bestäubung sind die Sumpfpflanzen nicht unbedingt auf Insekten angewiesen. Wie bei anderen Hahnenfußgewächsen (Ranunculaceen) können die Pollen in der regennassen Blüte von den Staubblättern zu den Narben schwimmen und zumindest für Selbstbestäubung sorgen. Auch die Samen sind schwimmfähig und gelangen mit dem Wasser zu anderen Stellen am Bachufer.
Dass die Sumpfdotterblumen so selten geworden sind, hängt natürlich vor allem mit den Entwässerungsmaßnahmen zusammen. Wie es auch durch andere Umweltveränderungen zum Rückgang der Art kam, zeigt ein Beispiel aus Wamel.
Vergebliche Suche
Dort wuchsen noch vor einigen Jahren die Sumpfdotterblumen zu Hauf in dem feuchten Erlenwäldchen zwischen der ehemaligen Eisenbahntrasse und dem Fischteich im Tal des Wameler Baches. Heute sucht man vergeblich nach der Art. Sie wurde durch Massenbestände der Großen Brennnessel verdrängt, die sich infolge der Stickstoff-Überdüngung flächendeckend ausgebreitet hat.
Der Eintrag eines Übermaßes an Stickstoff ist vielerorts – vor allem auch an Graben- und Wegrändern – die Ursache dafür, dass sich bestimmte, stickstoffliebende und besonders konkurrenzstärke Hochstauden ausbreiten und die bunte Vielfalt der früheren Flora verdrängen können. Der Stickstoff besiegelte letztendlich auch das Schicksal der Sumpfdotterblumen im Bruchwald des Wameler Bachs.