Draußen beobachtet

Der Vorteil flacher, schlammiger Ufer

Krickenten profitieren vom niedrigen Wasserstand
Erschienen im Soester Anzeiger am 1.10.2016


MÖHNESEE – Gründelenten wie die Krickente sind am Möhnesee eigentlich seltene Gäste. Sie überlassen eher den Tauchenten, vor allem den Reiherenten, die Nahrungsgründe im Hevetal. Doch augenblicklich sieht man die kleinsten heimischen Enten – sie sind nur halb so groß wie die bekannten Stockenten – häufiger und zahlreicher als in der Vergangenheit.

Feuchte schlammige Stellen an den flachen Ufern sind die Lieblingsorte der Krickenten, deren vermehrtes Auftreten mit dem zurzeit herrschenden  niedrigen Wasserstand zusammenhängt. Sie tauchen nur den Kopf ins Wasser und erreichen  schon den Boden, aus dem sie das Fressbare ausseihen. Nicht durch Tauchen, sondern durch Gründeln (Köpfchen in das Wasser, Schwänzchen in die Höh`) gelangen sie an ihre Nahrung.
In den letzten Wochen waren die Krickenten vor allem an ihrer geringen Größe zu erkennen. Auch die Erpel – wie die Männchen genannt werden – trugen ihr schlichtes Ruhekleid. Bald aber werden sie wieder ihr prächtiges Hochzeitskleid zeigen. Der kastanienbraune Kopf mit grünen Federn an den Kopfseiten, der im Kontrast zum graubraunen Körpergefieder steht, ist ein sicheres Erkennungsmerkmal. Manchmal, vor allem wenn ganze Trupps im schnellen Fluge aufkreuzen, ist auch das helle „kritt kritt“ zu hören, nach dem die Krickenten ihren Namen erhielten.
Brutvögel sind die Krickenten am Möhnesee nicht, wohl aber vereinzelt in den Feuchtgebieten, die durch Renaturierungsmaßnahmen im Münsterland und an der Lippe optimiert oder neu geschaffen wurden. Hier halten sich im Winter zusätzlich zu den Brutvögeln auch nordische Gäste in größerer Zahl auf, die sich nur bei Vereisung der Flachgewässer in strengen Wintern weiter nach Südwesten absetzen.

Neben den Stock- und den Krickenten sind während der herbstlichen Zugzeit auch noch andere Gründelenten am Möhnesee zu Gast, bei niedrigem Wasserstand vermehrt, im Vergleich zu den übrigen Wasservögeln aber immer noch nur vereinzelt.
Umso auffälliger treten die Wildschweine in Erscheinung, die im Hevetal freigefallene Ufer mit ihren ledrigen „Rüsseln“ großflächig umgeackert haben. Sobald die Eicheln und die Bucheckern fallen, werden ihnen auch die Laubwälder wieder genügend attraktive Nahrung anbieten. St.