Draußen beobachtet

Insektensterben

Pollenkörnchen
Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 2.05.2018


MÖHNESEE – Auch an der Möhne ist das „Insektensterben“ ein aktuelles Thema. Seine Auswirkungen drohen dem Menschen. Doch das Klagen hilft wenig. Jeder, der über etwas Grund und Boden verfügt, kann mithelfen, allerlei Insektenarten die Zukunft zu sichern. Es gibt nämlich noch etliche Insektenarten, die uns bis in die Dörfer und Siedlungen folgen. Auch sie sollten wir willkommen heißen.
Über Blumenbeeten in Hausgärten gaukeln in diesen Tagen Kohlweißlinge und Aurorafalter. Und Erdhummeln besuchen die Blüten von Zier- und von Wildpflanzen auch in kleinen Dachgärten und in Ritzen auf Verkehrsinseln. Ob es sich um seltene und bedrohte Insektenarten handelt, spielt keine Rolle als Ausschlusskriterium. Seit Monokulturen mit giftigen Bioziden belastete Flächen und als Wohn-, Verkehrs- und Industriegebiete versiegelte Bereiche einen immer größeren Raum einnehmen, werden Gärten und Wildland immer wertvoller.

von Xocolatl [CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], vom Wikimedia Commons

Bevor in den Siedlungen Böden versiegelt werden, gilt es zu überlegen, ob man wirklich auf das Grün und die Blüten – vor allem auch auf den Zugang zum natürlichen Boden – verzichten kann. Kinder beobachteten begeistert, wie eine Erdhummel ein Mäuseloch entdeckte und darin verschwand. Das Fleckchen Naturrasen genießt seither ein besonderes Ansehen. Seit in das Insektenhotel die ersten Wildbienen eingezogen sind, interessieren sich immer mehr Anwohner dafür, dass sich die Verwaltung auch für die Erhaltung des öffentlichen Grüns einsetzt, das offensichtlich verschiedene Funktionen hat und nicht zuletzt auch dem Insektenschutz dient.
Die wenigen Beispiele sollen genügen, um zu zeigen, dass im Grunde überall Potenziale für den Schutz der Insektenwelt genutzt werden können, von denen Menschen und Tiere profitieren. Die Hinwendung des Augenmerks der Wissenschaftler auf die winzigen Mitgeschöpfe verdeutlicht, dass Artenschutz nicht erst bei der Wiederausbreitung der Wölfe und den Großtieren Afrikas beginnt, sondern einen Bewusstseinswandel bei vielen Menschen und unmittelbar vor der Haustür beginnen muss.