Draußen beobachtet

Keine Angst vor dem Rasen-Roboter

Gewöhnung an technische Neuerungen ist unerlässlich
Erschienen im Soester Anzeiger am 9.05.2017


MÖHNESEE – In einer technisch überformten Umwelt zu überleben, bedarf schon einer enormen Anpassungsfähigkeit. Das gilt nicht nur für den Menschen, sondern auch für viele Tierarten. Lernfähigkeit und Gewöhnung spielen dabei eine entscheidende Rolle, wie augen¬blicklich die Amseln demonstrierten. In Körbecke ergriffen sie auf einem intensiv gepflegten Rasen in einem Hausgarten eiligst die Flucht, weil ein Rasen-Roboter sich hin und her bewegte. Gestern nun war zu sehen, wie eine Amsel nur einige Schritte zur Seite trippelte, als sich der technische Gartenhelfer auf sie zu bewegte. Die kurz geschorene Rasenfläche blieb der Amsel als Nahrungsrevier erhalten. Nur noch beiläufig muss sie auf das Gerät achten, an das sie sich schnell gewöhnt hat.
Ähnliche Beobachtungen können Autofahrer fast täglich machen, bei-spielsweise an Rabenkrähen, die sich als versierte Verkehrsteil¬nehmer gebärden, wenn sie allerlei Kleintiere als verunglückte Verkehrsopfer vom Asphalt absammeln – auch wenn sich schnelle Autos nähern. Manche Krähen lassen Autos beängstigend nahe herankommen, um erst im letzten Augenblick noch bis hinter die weiße Begrenzungslinie auszuweichen.

Quelle: pixabay.com

Wie viel technisches Detailwissen muss sich solch an Krähenvogel an¬geeignet haben, um die Straße als Ort für den Nahrungserwerb nutzen zu können. Die Tierwelt in Stadt und Land ist voll solcher Beispiele, ohne die der Prozess der Verstädterung in der heimischen Tierwelt nicht denkbar wäre. Die Einwanderung von Tieren in vom Menschen technisch veränderte Lebensbereiche scheint in jüngster Zeit sogar noch deutlich zuzunehmen.
Man denke nur an die Brut der Kohlmeise in der Verkehrsampel und an den geschützten Schlafplatz der Stare in der sie wärmenden Leucht¬reklame. Gleich serienweise wären Beispiele dafür zu nennen, dass sich vor allem Vögel mit technischen Neuerungen arrangieren und dazu lernen. Ohne diese Fähigkeit wäre es noch schlechter um die Erhaltung der Artenvielfalt bestellt. Leider gilt sie nicht für alles und für alle Arten, was uns in der Summe der Artenschwund zeigt, vor allem in der agrartechnisch geprägten Umwelt. St.