Draußen beobachtet

Amerikaner im Hevetal

Nutria und Bisam sind Bewohner der heimischen Gewässer

Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 9.01.2019


MÖHNESEE – In Ihrer Heimat dürften sie einander nicht begegnet sein. Der eine (der Bisam) stammt aus Nord-, der andere (die Nutria) aus Südamerika. Beide haben ähnliche Lebensgeschichten. Sie sind Nagetiere und wegen ihrer Pelze von den Menschen nach Europa geholt worden. Entfernte Ähnlichkeit haben sie mit dem Biber, der als „Ureinwohner“ auch im Möhnetal heimisch war, bis er von unseren Vorfahren ausgerottet wurde. Immerhin hat man ihm in Stockum ein Denkmal gesetzt.

Ersetzen können die beiden Amerikaner den Biber nicht, der möglicherweise irgendwann an Heve oder Möhne zurückkehrt, nötigenfalls auch mit Hilfe des Menschen, der heute der Artenvielfalt in der heimischen Natur mehr Wertschätzung entgegenbringt. Doch unterscheiden können sollte der die drei Nager schon. Der echte Biber ist der größte von den dreien. Er ist mit Schwanz über einen Meter lang und bis zu 30 Kilo schwer, der Bisam – auch Bisamratte genannt – als Kleinster dagegen nur gut 50 Zentimeter lang und knapp 1,5 Kilo schwer. Eine Mittelstellung mit einer KopfSchwanz-Länge von knapp einem Meter und einem Gewicht von 6 bis 8 Kilo nimmt die Nutria ein. Alle drei Arten haben lange, auffällige Schwänze, die beim Biber breit abgeplattet, bei der Nutria rund und beim Bisam seitlich abgeplattet sind. Am häufigsten begegnet man der Bisamratte, die als Pelztier gehalten wurde und um 1905 bei Prag in die Freiheit gelangte. Weil die Art Dämme und Deiche mit ihren unterirdischen Gängen beschädigt, wurde und wird sie energisch verfolgt. Möglicherweise tragen die Wasserspiegelschwankungen dazu bei, dass der Bisam-Bestand an der Möhnetalsperre nie extrem anstieg und auch gegenwärtig wieder schrumpft.

Anderswo richtet die Art durch unterirdische Gänge erhebliche Schäden an. Die Nutria ist erst in der Nachkriegszeit an verschiedenen Gewässern ausgesetzt worden, weil die Pelztierzucht sich nicht mehr rentierte und die Bauern mit den ulkigen Tieren mit den großen Schneidezähnen Mitleid hatten. In die Ufer graben sie kurze Wohnhöhlen. Alle drei Biberähnlichen sind Vegetarier. An der Möhne werden Nutrias am häufigsten beiderseits der Kanzelbrücke gesichtet. Möglicherweise werden sie häufiger, weil sie die milden Winter leichter überleben. Nach strengen Wintern wurden gelegentlich Nutrias gefunden, deren Schwanz und Ohren erfroren waren. Die Möhne ist nun einmal kein Amazonas.