Draußen beobachtet

Besuch bei Nacht

Die Riesen unter den Schmetterlingen
Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 20.06.2018


MÖHNESEE – Weil ihnen die Blätter von Liguster und Flieder besonders schmecken, kommen die großen grünen Raupen des Ligusterschwärmers häufiger den Gartenfreunden zu Gesicht. Sie sollten sich über die zwölf Zentimeter großen Riesen freuen und auf keinen Fall ihnen etwas zu Leide tun. Weil sie nie in Scharen auftreten, gibt es keinen Grund zur Sorge, dass sie Kahlfraß hinterlassen könnten. Auf eine solche Idee wäre Wilfried Volmer auch nie gekommen, als er eines Morgens in seinem Garten auf zwei ausgewachsene Vertreter eben dieser Schmetterlingsart stieß.

By picture taken by Olaf Leillinger [CC BY-SA 2.5 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5) or GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html)], from Wikimedia Commons

Sie saßen in Paarungsstellung reglos auf einer Fahnenstange, beide zusammen über zehn Zentimeter groß, ein nicht alltägliches Motiv für die Kamera. Den ganzen Tag über bewegten sie sich nicht. Erst in der nächsten Nacht machten sich die Ligusterschwärmer davon, um Eier zu legen und für die nächste Raupengeneration zu sorgen. Ligusterschwärmer gehören zu unseren häufigsten Nachtschmetterlingen. Dass man sie als Schmetterlinge so selten sieht, liegt an ihrer nächtlichen Lebensweise. Häufiger begegnet der Gartenfreund den Raupen, weil er zwei Ölbaumgewächse in fast alle Gärten geholt hat: den Liguster als Heckenpflanze und den Flieder als früher in fast allen Gärten vertretenen Zierbaum oder -strauch. Diese beiden verwandten Gewächse bevorzugen die Raupen, die an ihrer Größe und den violetten und weißen Schrägstreifen zu erkennen sind. Auffällig ist ein Horn am Hinterleib, der oben schwarz und unten gelb ist. Die Puppen überwintern tief in der Erde.

Erst im Frühsommer verlässt der fertige Ligusterschwärmer das Erdreich, besucht unter anderem auch die Gartenblumen und pflanzt sich fort. Zusammen mit mehreren anderen Schwärmern, die ebenfalls nur hin und wieder mal gesehen werden, überrascht er die Naturfreunde. Häufiger ist nur das Taubenschwänzchen, das im Übrigen auch bei Tage rüttelnd vor Blüten schwebt.