Draußen beobachtet

Blütenfülle bis in den Herbst hinein

Einer der häufigsten Sträucher im öffentlichen Grün
Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 30.09.2017


MÖHNESEE – Wenn die Blütezeit der meisten Ziersträucher Ende September schon ihrem Ende entgegengeht, leuchten die Strauchfingerkräuter noch immer in ihrer gelben Blütenfülle. Sie sind Sträucher der Superlative. Kaum eine andere Art ist im öffentlichen Grün häufiger anzutreffen, so blühwillig und anspruchslos ist sie. Nach der Gattung „Rosa“ ist die Gattung „Potentilla“ eine der artenreichsten unter den Rosengewächsen.
Die Botaniker gaben dieser Gattung einen hochstaplerischen Namen „Potentilla“. Dieser enthält die lateinische Vokabel „potens“ = mächtig, allerdings in der Verkleinerungsform. Und das mit Fug und Recht, denn selbst unsere „Potentilla fruticosa“ (strauchige Potentilla) wird nur 1,20 Meter hoch und wird wohl deshalb auch gern gepflanzt: Es ist nicht so viel daran zu schneiden. Aber die Blütenfülle scheint unbegrenzt zu sein. Immer wieder erscheinen neue, um die 2,5 Zentimeter im Durchmesser große gelbe Blüten, die aus fünf Blütenblättern schlicht aufgebaut sind.
„Fingerkräuter“ nennt man die Angehörigen dieser Gattung, weil ihre Laubblätter – wie die fünf Finger einer Hand – aus fünf Fiederblättchen bestehen. Die meisten Arten in der Verwandtschaft sind Kräuter oder Stauden und wachsen wild, über 500 Arten weit verteilt über die gemäßigten bis kühlen Regionen der nördlichen Hemisphäre. Da wundert es nicht, dass auch unser Strauch-Fingerkraut voll frosthart und insgesamt ausgesprochen anspruchslos ist. Nur auf die volle Sonneneinstrahlung vermag er nicht zu verzichten.

Quelle: Angelika von Tolkacz

Dieser niedrige und dichte Strauch ist leicht und preiswert zu beschaffen. Man kann ihn im Sommer aus Stecklingen ziehen. Allerdings gibt es inzwischen eine ganze Reihe verschiedener Zuchtformen. Die meisten blühen gelb, einige allerdings auch weiß. Sie eignen sich zur Einfassung und Begrenzung von Wegen und beleben mit ihrer Blütenfülle die Siedlungen. Warum das Strauch-Fingerkraut vielen Garten- und Naturfreunden mit Namen nicht bekannt ist, ist bei dessen starker Verbreitung und Häufigkeit so recht nicht erklärbar.