Draußen beobachtet

Blütenstaub liegt in der Luft

Die ganze Familie der Birkengewächse gehört zu den Windblütlern
Erschienen im Soester Anzeiger am 25.02.2017


MÖHNESEE – Schon in den ersten Januartagen – noch vor Beginn der Frostperiode – flog der erste Blütenstaub des Jahres. Es hat den Anschein, als bemühten sich Hasel und Schwarzerle alljährlich früher um den ersten Platz. Viele Menschen in unserem Lande erleben diesen Wettstreit der Erstblüher mit, weil vor allem Haselsträucher, aber auch Schwarzerlen vielerorts das Straßenbegleitgrün bilden. So können sich auch die Autofahrer über den Beginn des Vorfrühlings freuen. Die Kätzchen strecken sich, werden gelb und beginnen im Winde zu schaukeln.

In der zweiten Februarhälfte überziehen die gelben Hasel- und Erlenkätzchen – weithin sichtbar – die Sträucher, von denen bei trockenem Wetter zeitweilig im Sonnenlicht glänzende Pollenwölkchen abheben. Die Kätzchen sind bei beiden Arten die männlichen Blütenstände. Die weiblichen sind viel kleiner und unscheinbarer. Weil männliche und weiblichen Blüten auf einem und demselben Strauch oder Baum stehen, spricht man von „einhäusigen“ Pflanzen: Beide Geschlechter „wohnen“ in ein und demselben Haus. Zumindest die Kätzchen von Hasel und Erle ähneln sich im Erscheinungsbild und in der extrem frühen Blütezeit sehr, übrigens ein Hinweis auf ihre nahe Verwandtschaft als Angehörige der Familie der Birkengewächse. Später – meistens im März und April – kommen noch die Birken mit ähnlichen Merkmalen dazu.

Quelle: Angelika von Tolkacz

Als Windblütler produzieren sie alle ein Mehrfaches an Pollen als die Insektenblütler. Und das ist auch erforderlich, weil der Wind die männlichen Geschlechtszellen ungezielt verbreitet und nur rein zufällig zu den Weibchen bringt. Und auch die frühe Blütezeit passt dazu, weil zu dieser Zeit sich noch keine Blätter hinderlich in den Weg stellen. Außer den Birkengewächsen gibt es – gerade unter den Gehölzen – noch etliche weitere Windblütler, die den selben Regelmäßigkeiten folgen und uns als Boten des Vorfrühlings erfreuen. Für viele Allergiker aber beginnt mit der Blüte mancher Windblütler leider auch eine Leidenszeit. St.