Draußen beobachtet

Der Girlitz ist ein gefiederter Sonnenanbeter

Sirrender Gesang von Dächern und Antennen
Erschienen im Soester Anzeiger am 17.05.2017


MÖHNESEE – Einer der kleinsten Singvögel, der in Westfalen an der Nordwestgrenze seiner Verbreitung lebt, ist auch in Körbecke wieder zu vernehmen – vorausgesetzt man nimmt noch die höchsten Töne wahr. Es ist der Girlitz, der an seinem sirrenden Gesang leicht zu erkennen ist. Ihm verdankt er auch seinen Namen.
Nicht nur in Baumwipfeln, sondern auch auf den höchsten Stellen von Gebäuden – auf Dachfirsten und Antennen – hat er seine Singwarten. Damit bewohnt er vor allem die Ränder unserer Dörfer in den wärmsten Lagen, die sich in den Siedlungsbereichen und weniger auf dem freien Lande befinden.

Als wärmeliebender Südländer singt der Girlitz auch in der Mittagszeit, wenn die anderen Singvögel schweigen oder zumindest kürzer treten. Erst in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts ist er – aus den Mittelmeerländern kommend – auch in Westfalen heimisch geworden. Schon damals haben Vogelkundler die Ausbreitung des Girlitz genau beobachtet und registriert.
Ob der gegenwärtige Klimawandel sich bereits in der Vogelwelt auswirkt, müsste sich in den nächsten Jahren zeigen. Der Girlitz kann sich als „Sonnenanbeter“ und Wärmeindikator als besonders hilfreich erweisen. Er kommt schon Mitte März aus seinem Winterquartier zurück, das meistens nicht weit entfernt im Süden oder Südwesten Europas liegt.

Quelle: wikimedia.org

Als Körnerfresser findet er seine Nahrung in blütenreichen Gärten, an Pflanzen der Wegränder und in der Wildlandflora. Zur Brut bevorzugt er Nadelbäume in den Gärten. Während das Männchen in diesen Tagen singt, brütet das Weibchen im Laufe des Sommers zweimal ein Gelege mit drei bis vier Eiern aus. Natur- und Gartenfreunde werden dem Girlitz vermehrt Beachtung schenken, zumal er zu den gefiederten Nachbarn gehört und an seinem langgezogenen, hell klirrenden Liedchen, das manchmal auch im Fluge vorgetragen wird, gut zu erkennen ist. St.