Draußen beobachtet

Die Füchse sind unter uns

Ihre Schlauheit macht sie unsichtbar

Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 21.12.2019


MÖHNESEE – Im Bilderbuch erkennen die Kinder den Fuchs auf Anhieb; draußen in freier Wildbahn aber haben ihn nur wenige gesehen. Und bei den Erwachsenen ist es kaum anders. Dabei ist der Fuchs im Sprachgebrauch und in Redewendungen eine seit Jahrhunderten für seine Schlauheit, für Lüge und Habgier bekannte Symbolfigur. Aber auch in natura sind die Füchse mitten unter uns.
Das zeigen ihre „Schandtaten“ – nicht nur an einsamen Orten, wo sich „Fuchs und Hase gute Nacht sagen“, sondern auch mitten in unseren Siedlungen. Vermehrt scheinen sogar Füchse in das Möhnetal einzuziehen, wie „gestohlene“ Gänse am Fischteich, Fehlalarm auslösende nächtliche Besucher im Hausgarten, Spuren im Schnee und Spukfiguren im Autoscheinwerferlicht beweisen. Dass Füchse dennoch nur selten gesehen werden, liegt an ihrer nächtlichen Lebensweise, vor allem auch an ihrer sprichwörtlichen Schlauheit und Lernfähigkeit, die ihnen die Ausnutzung optimaler unterirdischer Schlupflöcher gestattet.
Erst die modernen Überwachungskameras mit Bewegungs-Sensoren und Wärme-Bildtechnik, die Naturfreunden und Jägern einen umfassenden Einblick in das Nachtleben bieten, haben sichtbar gemacht, dass es vielerorts Füchse als Mitbürger gibt. Als Mäusejäger und Abfall- und Seuchenpolizist beliebt und von Kleintierhaltern gefürchtet, führt „Reinecke Fuchs“ seit je ein Doppelleben. Dass man ihm – wie wenigen anderen Tierarten – einen eigenen Namen gab, der über das Goethesche Epos „Reinecke Fuchs“ weltbekannt wurde, zeugt von dem ihm erteilten Respekt.
Der Fuchs ist mit Schwanz einen guten Meter lang und starke Exemplare knapp 10 kg schwer. Die Fellfarbe ist sehr variabel. Als Fuchsfelle noch in Mode waren, spielte die individuelle Farbe der Fuchspelze noch eine wichtige Rolle. Füchse sind Einzelgänger, nur zwischen Ende Januar und Mitte März zeigen sie Interesse für die Artgenossen. Zwei Monate später werden fünf oder sechs Welpen geboren, die nach zwei Wochen die Augen öffnen.
Die Jäger stellen den Füchsen das ganze Jahr über nach. Nur in der Zeit der Jungenaufzucht ist Reinecke mit der Jagd zu verschonen. Die meisten Füchse werden im Herbst und Winter bei Treib- und Drückjagden geschossen, wenn sie plötzlich auftauchen und zu fliehen versuchen. Und dann sind es mit einem Male oft mehr, als man gemeinhin erwartet hätte. Um den Fortbestand dieses sagenumwobenen Räubers muss man sich keine Sorgen machen, zumal auch sein Pelz nicht mehr begehrt ist. Und gegessen wurde er nachweislich nur in der Jungsteinzeit. Dafür wurden Füchse schon in chinesischen und altgriechischen Mythen erwähnt. Und auch heute hört man noch gern, wenn man als „schlauer Fuchs“ gerühmt wird. Das Gegenteil kann den Kritisierten aber „fuchsteufelswild“ machen.