Draußen beobachtet

Die Kiefern harzen am stärksten

Der zweithäufigste Nadelbaum im Arnsberger Wald

Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 28.12.2019


MÖHNESEE – Wenn man vom Parkplatz „Rißmecke“ bergab ins Hevetal wandert, wundert man sich, neben vielen kranken und toten Fichten doch noch etliche grüne, gesunde Nadelbäume zu sehen. Dabei handelt es sich vor allem um Waldkiefern, aber auch hier und dort um Douglasien, die schon lange vor der aktuellen Fichtenkatastrophe gepflanzt wurden und dem Borkenkäfer widerstehen.
Die Kiefern, die an ihren längeren, das heißt an ihren vier bis sechs Zentimeter langen Nadeln, die immer zu zweit stehen, leicht zu erkennen sind, haben – im Gegensatz zu den Fichten-Pfahlwurzeln, die manchmal bis zu fünf Meter tief in lockere, sandige Böden vordringen. Mit ihnen forstete man im Münsterland die ehemalige Heidelandschaft auf. Aber auch im Bergland waren Kiefern willkommen für die Wiederaufforstung devastierter Flächen. Ihre Anspruchslosigkeit und – mit Blick auf den Klimawandel – ihre Anpassung an die Trockenheit durch die Nutzung des Wassers in tieferen Bodenschichten und den Verdunstungsschutz, den die ledrig, derben Nadeln bieten, gehört die Waldkiefer möglicherweise zu den Bäumen künftiger Wälder.
Der Harzfluss ist im Kiefernholz besonders intensiv. Mit ihm schützen sich fast alle Koniferen vor im Holz bohrenden Insekten. Bei den Kiefern aber ist so viel Harz vorhanden, dass sie indirekt ihm ihren Namen verdanken: die Kiefer als der „Kien tragende Baum“. Das Harz in den „Kienspänen“ hat im Mittelalter manche dunkle Winternacht erhellt. Methoden zur Destillation des Terpentins waren schon im Altertum bekannt. Noch weiter zurück liegen die Zeiten, als sich der Bernstein als fossiler Harz vor allem aus Kiefernholz entwickelte. Heute benutzt man junge Zweigspitzen der Kiefern wegen ihres Vitamin-C-Gehaltes. Kiefernnadelöl ist ein bewährtes Inhalationsmittel bei Bronchitis.
Das Holz der bis zu 45 Meter hohen Kiefern ist vielseitig verwendbar und wertvoll nicht nur in der Möbelindustrie, sondern auch für Fenster und den Außenbau. Einzelne Kiefern erreichten schon das hohe Alter von 500 Jahren; die meisten werden im Wirtschaftswald allerdings bei einer Umtriebszeit von wenig über 100 Jahren geerntet. In den Heidesandgebieten der Sonne und der Borkenberge findet man ähnlich große Monokulturen aus Kiefern wie bei der Fichte im Sauerland. Auch hier besteht die Absicht, sie künftig sukzessive in Mischbestände zu überführen.