Draußen beobachtet

Die ursprünglichen Weidengebüsche

Wie sich die Gehölze im Möhntal ausbreiten
Erschienen im Soester Anzeiger am 2.12.2016


MÖHNESEE – Wer auf der Kanzelbrücke steht und nach Osten blickt, sieht nicht nur Wasser und Gehölze, sondern auch eine amphibische Welt, in der sich Ursprüngliches und Neuland miteinander verbinden. Besonders deutlich sah man das in den letzten Jahren, als westlich der Kanzelbrücke die breiten Schlamm-Sedimente sich fast flächendeckend mit rotvioletten Weidenröschen überzogen.

So ähnlich sah es in früheren Jahren auch östlich der Kanzelbrücke aus, wo heute dichtes Weidengebüsch zwischen den Wasserläufen die Flächen überzieht. Vom Möhnefluß herbeigebrachte Böden hat die Vertiefungen aufgefüllt, so dass sich mit Wollehaaren herangewehte Weiden hier ansamen und zu kleinen und großen Baumweiden heranwachsen konnten, ohne dass sie gepflanzt werden mussten. Große Teile  dieses Feuchtlandes haben sich ohne Hilfe des Menschen begrünt. Sie sind der ursprünglichen Vegetation ähnlich und doch kein Urwald, weil das Möhnetal vor über 100 Jahren schon einmal Kulturland (Grünland) war.

So breitet sich oberhalb der Kanzelbrücke mit dem sekundären Wildland keine Urlandschaft, aber ein interessantes Modellbeispiel aus. An der Biologie und der Landschaftsgeschichte interessierte Naturfreunde besuchen besonders gern das Naturschutzgebiet zwischen den beiden Brücken, zumal hier die Artenvielfalt besonders groß ist.

Quelle: Angelika von Tolkacz

Quelle: Angelika von Tolkacz

Enten und Gänse, Schwäne und Kormorane halten sich hier zeitweilig sehr gern auf. In manchen Jahren haben hier im Flachwasser zwischen den Sediment-Inseln schon bis zu acht Haubentaucher-Paare ihre Nester gebaut, und die Soester Sportfreunde haben Rücksicht genommen. Auch Bisamratten und einzelne Nutria wurden hier beobachtet und fotografiert. Kein Wunder, dass manche Naturfreunde den Bereich oberhalb der malerischen Kanzelbrücke als einen besonders schönen Abschnitt des Möhnesees betrachten, wo man auch dem Eisvogel und dem Silberreiher begegnet und von wo aus man von Jahr zu Jahr weiter in das obere Möhnetal wandern kann. St.