Draußen beobachtet

Die Zwerge in der Tierwelt

Vierzehn Arten tragen den „Zwerg“ in ihrem Namen
Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 24.01.2018


MÖHNESEE – Weil sie lappenartige Schwimmhäute haben, werden die verwandten Arten als „Lappentaucher“ bezeichnet. Auf dem Möhnesee sind der Haubentaucher als der größte und der Zwergtaucher als der kleinste Lappentaucher regelmäßig anzutreffen. Während der Haubentaucher wegen seines zahlreichen Vorkommens als Charaktervogel des Möhnesees gilt, ist der Zwergtaucher viel seltener. Nach starkem Rückgang der Zwergtaucher in den letzten Jahren wurden in diesem Winter erstmalig wieder über 30 Vertreter dieser Art gezählt, davon 20 allein auf dem Ausgleichsbecken.

Der Zwergtaucher wirkt auf dem Wasser wie ein braunes Federbällchen. Kurzhalsiger als die anderen Wasservögel und deutlich kleiner ist er leicht zu erkennen und Anlass, sich mit dem Namen „Zwerg“ etwas näher zu beschäftigen. Er kommt allein unter den häufigeren heimischen Tierarten über ein Dutzend Mal vor und damit öfter als der Wortbestandteil „Klein“. „Zwerg“ und „Klein“ unterstreichen, wie wichtig die Körpergröße bei der Unterscheidung verschiedener, oft auch verwandter Tierarten ist.

By Andreas Trepte (Own work) [CC BY-SA 2.5 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5)], via Wikimedia Commons

Neben dem Singschwan kommt selten auch der Zwergschwan als Wintergast ins Land, neben der Zwergseeschwalbe auch die Küstenschwalbe an die Nordseeküste. Früher gab es in Westfalen neben der Großen Rohrdommel auch die Zwergrohrdommel. Die Zwergfledermaus ist nicht nur kleiner, sondern auch viel häufiger anzutreffen als die meisten anderen Fledermausarten.
Vor allem bei Fischjägern und Beutegreifern gibt es verwandte Artenpaare, die nebeneinander denselben Lebensraum besiedeln und sich dennoch auf Grund unterschiedlicher Größe keine nennenswerte Konkurrenz machen. Die Regel von der „relativen Brockengröße“ besagt, dass die größeren Fischer und Jäger meistens auch die größere Beute bevorzugen. So brauchen sich auf dem Möhnesee Zwergsäger und Gänsesäger nicht als Nahrungskonkurrenten meiden. Bei einigen Arten gibt es sogar drei und vereinzelt sogar noch mehr Größenklassen wie beispielsweise bei den Sägern: Gänsesäger – Mittelsäger – Zwergsäger. Allerdings sorgen bereits in vielen Fällen auch unterschiedliche Vorlieben für bestimmte Gewässer oder Biotope dafür, dass verwandte Arten nicht um dieselbe Beute konkurrieren.