Draußen beobachtet

Ein Profiteur des Klimawandels

Werden Maronen auch künftig hier geerntet
Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 12.09.2018


MÖHNESEE – Ein (noch) seltener Anblick: Am Rande des Golfplatzes hat man einige Esskastanien gepflanzt. Wo das Klima den Wein gedeihen lässt, erweisen sich auch die Esskastanien als winterhart. Gemahlene und gedörrte Nüsse sind ansonsten als Maronen von der Soester Allerheiligenkirmes her bekannt.

Esskastanien haben im Übrigen die Römer über die Alpen gebracht. In den günstigsten Bereichen haben sie sich hier und dort gehalten nicht nur in Kultur, sondern auch vereinzelt in den Wäldern. Das wird möglicherweise auch bei uns der Fall sein, wenn der Klimawandel dem Beispiel dieses Sommers folgt und wenn weitere frostarme Winter vorherrschen. Nagetiere und Eichelhäher sammeln die Nüsse als Wintervorräte und finden sie teilweise nicht wieder.

Quelle: Angelika von Tolkacz

Immerhin zum „Baum des Jahres 2018“ wurde die Esskastanie bereits ernannt. Obwohl sie nicht so groß wird wie unsere Eiche, hat sie mit dieser eine gewisse Ähnlichkeit. Sie wird nur selten über 30 Meter hoch, wirkt aber ausgesprochen urig durch knorrige Borke, breit ausladende und oft drehwüchsige Wipfel. Die Blätter sind 15 bis 30 Zentimeter lang und derb.
Die Nussfrüchte reifen im Juli. An ihrer länglich-lanzettlichen Form sind Esskastanien-Blätter von ihren Verwandten zu unterscheiden. Gemeinsam mit den Eichen haben sie ihre hohe Lebenserwartung. In der Mittelmeerregion sind einzelne Veteranen bekannt, die über 1 000 Jahre auf dem Buckel haben. So eindrucksvoll wie manche Eichen wirken sie allerdings nicht, weil sie niederwaldartig bewirtschaftet, das heißt schon frühzeitig „auf den Stock“ gesetzt werden.