Draußen beobachtet

Fehler nicht wiederholen

Vorschusslorbeeren für die Douglasie

Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 17.08.2019


MÖHNESEE – Der Klimawandel, die Sturmkatastrophen, die Dürre und die Borkenkäferkalamität – sie alle haben die Freunde des Waldes in der Überzeugung bestärkt: Die hohe Zeit der Fichte ist vorbei. Aber mit welchen Baumarten ist der Wald der Zukunft aufzubauen? Wie sehen Klima und Böden in hundert Jahren aus? Denn dann erst werden die heute gepflanzten Bäume geerntet. Heute die richtigen Entscheidungen zu treffen, ist eine schwierige Aufgabe.
Viele Naturfreunde kennen die Douglasie bereits aus Gärten und Parks. Ihre Nadeln sind denen der Tanne ähnlich, weich und nicht stechend. Die weißen Streifen auf deren Unterseite sind nur schwach angedeutet. Doch der Duft wirkt beim Zerreiben angenehm aromatisch. Nach Orange duftet auch das flüssige Harz, das man aus den Harzbeulen in der glatten Rinde junger Douglasien drücken kann und das Künstlern zum Malen dient.
Auch die Förster haben schon erste Erfahrungen mit den Douglasien sammeln können. Hier und dort sind nach dem Zweiten Weltkrieg bei der Wiederaufforstung von Kahlschlägen bereits Douglasien mit eingebracht worden, deren Wuchsleistung die aller anderen Waldbäume übertrifft. Das aber erschwert den Anbau eines Mischwaldes, weil alle anderen Baumarten von der Douglasie unterdrückt würden.
Naturschützer befürchten, dass die Douglasie „die Fichte von morgen“ werden könnte. Die Fehler der Monokulturen dürften sich nicht wiederholen. Um das zu gewährleisten, sollten Douglasien höchstens gruppenweise in einen Grundbestand an heimischen Baumarten – etwa Buchen – eingebracht werden. Doch die Vorzüge der Douglasie sind unübersehbar, sowohl hinsichtlich ihrer unübertroffenen Wuchsleistung und ihrer schnell abbaubaren Nadelstreu als auch hinsichtlich der Qualität und der vielseitigen Verwendbarkeit ihres Holzes. Da es in Nordamerika zwischen der Küste und dem Hochgebirge mehrere verschiedene, an extrem unterschiedliche Umweltbedingungen angepasste Rassen gibt, müsste man auch die bestgeeigneten für den Klimawandel hierzulande herausfinden können.
Wenn der Kandidat auch nicht wie in den amerikanischen Nationalparks 1 000 Jahre alt und 65 bis 85 Meter hoch wird, sind die Exemplare, die in Stemel bei Sundern präsentiert werden, mit ihren knapp 130 Jahren schon sehr eindrucksvoll hinsichtlich ihrer Höhe, ihrer Gradschäftigkeit und ihres Stammdurchmessers. Auch im Lehr- und Versuchsforstamt Arnsberger Wald findet der Wanderer schon einige Douglasien, die „sich sehen lassen“ können.