Wie Kinder einen Weberknecht beobachten
Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 18.08.2017

MÖHNESEE – „Der stolpert noch mal über seine eigenen Beine“, meinen Kinder, die an einer Garagenwand einen knapp einen Zentimeter großen Weberknecht entdeckt haben. „Der geht wie auf Stelzen“. Und natürlich wollen sie mehr über das seltsame Lebewesen erfahren, das an eine Spinne erinnert, aber keine Spinne ist.

Weberknechte und Wandkranker trifft man gar nicht so selten im Walde an Baumstümpfen, öfter noch an Felsen und Mauern und sogar im Keller oder in der Garage an. Sie fallen durch ihre acht langen Beine auf, die wie Stelzen wirken. Dass sie gelegentlich mal das eine oder andere Bein verlieren und sogar opfern können, wenn sie in Bedrängnis geraten, hören die Kinder mit Schaudern. Erst recht, dass das „abgeworfene“ Bein oft noch zuckt und den Beutegreifer ablenkt. Stolz erzählt einer aus der Schule, so ähnlich sei das mit dem abgeworfenen Schwanz einer Eidechse.
Als Allesfresser gehören die Weberknechte zum großen Heer der Kleintiere, die draußen wie im Hause dafür sorgen, dass tote Insekten, winzige Partikel Aas und kleinste Pflanzenreste weggeräumt werden. In der zweiten Hälfte des Sommers und im Herbst sieht man die eiförmigen Tierchen mit den langen Beinen häufiger als im Frühsommer. Sie legen ihre Eier, aus denen die nächstjährige Generation schlüpft, in die Erde.

Quelle: Angelika von Tolkacz

Die Zoologen zählen die Weberknechte zwar zur Ordnung der Spinnentiere, nicht aber zu den Spinnen. Ihr Körper ist ein einziges eiförmiges Gebilde, das an der Vorderseite auf einer kleinen Vorwölbung nur ein einziges Augenpaar trägt. Auch vermögen sie weder Spinnnetze noch Spinnfäden anzufertigen, weil ihnen die Spinndrüsen fehlen. Aber betrachten und bewundern kann man sie trotzdem, zumal man ihre Bewegungen auch als flotten Tanz auf hohen Stelzen betrachten und als weiteres Beispiel für die wunderbare Vielfalt der Schöpfung bewundern kann.