Draußen beobachtet

Kann sie nur bis vier zählen?

Rabenkrähen siedeln sich immer öfter in den Dörfern an
Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 23.08.2017


MÖHNESEE – Seit die Rabenkrähen auch vermehrt in die Dörfer kommen, brütet ein Paar in der Spitze der höchsten Schwarzkiefer im Garten, wenigstens wenn es ihm gelingt, sich gegenüber den aufdringlichen Elstern durchzusetzen. Vom Nest aus haben die schwarzen Gesellen unmittelbar den Blick auf die Haustür, und sobald sich diese morgens öffnet, rufen sie -wie zur Begrüßung- ihr „kräh“, dem sie ihren Namen verdanken. Anfangs wiederholten sie den Ruf nur ein- oder zweimal:
„kräh, kräh“ und nie öfter. In den letzten Wochen schallte es aber hier und auch anderswo im Dorf weithin vernehmbar viermal „kräh, kräh, kräh, kräh“. Die Strophe war so herausfordernd, dass man oft mitzählte. Immer war beim vierten Ruf Schluss. „Kann der nur bis vier zählen“ meinte ein Nachbar “ oder ist seine Stimmkraft jeweils damit erschöpft?“
Vor den von der Schnabel- bis zur Zehenspitze durchweg „rabenschwarzen“ Rabenkrähen braucht man keine Angst zu haben. Sie gehören einer anderen Art an als die Soester Krähen, die seit Jahren für Diskussionsstoff sorgen. Im Gegensatz zu den Saatkrähen sind die heimischen Rabenkrähen keine Koloniebrüter. Sie halten ihre Brutreviere weithin von Artgenossen frei. In der Mitte des vorigen Jahrhunderts, als die Rabenkrähen noch zumeist an den Waldrändern brüteten, sah man noch häufiger in den Wintermonaten auch Nebelkrähen, die grauen Verwandten der Rabenkrähen.
Sie sind nur Vertreter einer anderen Rasse, die nach wie vor jenseits der Elbe brütet.

Quelle: wikipedia.org

Nur seitdem der eiserne Vorhang gefallen ist, kommen die Nebelkrähen nicht mehr als Wintergäste zu uns – was aber gewiss keine Erklärung liefert. Raben- und Nebelkrähen, die als Art „Aaskrähen“ genannt werden, sind Allesfresser, die in unseren Siedlungen in Müll und Abfällen, auf Straßen und in Gärten ein reiches Nahrungsangebot nutzen können. Den Menschen haben sie inzwischen als Nachbarn akzeptiert. Die Krähenpärchen bleiben das ganze Jahr über zusammen. Bei den Krähentrupps, die sich abends versammeln, handelt es sich um drei- bis fünfjährige „Halbstarke“, die noch nicht brüten. St.