Draußen beobachtet

Höckerschwäne zählen zu den Riesen

Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 6.02.2019


MÖHNESEE – Die großen weißen Vögel sind bereits Kleinkindern bekannt. Schließlich haben viele diese Riesen schon gefüttert, obwohl das am Möhnesee – wegen der Eutrophierung – nicht gern gesehen ist. Seit Jahrhunderten gibt es die halbwilden Höckerschwäne in Deutschland. Als wirklich wilde Vögel trifft man sie nur noch in Nord- und Osteuropa an.
So viele Höckerschwäne wie jetzt seit Wochen auf dem See unterhalb der Kanzelbrücke weilen, hat man früher schon gelegentlich auf dem Ausgleichsweiher und im Hevetal gesehen. Doch gebrütet haben in früheren Jahren auf dem gesamten See meistens nicht mehr als vier oder fünf Paare, jeweils einzeln mit großem Abstand, das heißt mit oft einem Quadratkilometer großen Revieren.
Bei den 40 bis 50 Höckerschwänen, über die sich manche Besucher wundern, handelt es sich zum großen Teil um gesellige Jungtiere, die noch unverpaart sind und noch keine Reviere beanspruchen. Höckerschwäne werden erst mit drei bis vier Jahren geschlechtsreif.

Foto: Angelika von Tolkacz

Im Winter schließen sich wohl auch Schwäne aus der Umgebung den Möhnesee Brutvögeln an, die im Frühling ausgesprochen aggressiv um die Nistplätze streiten. Diese können sich so nah an von Menschen belebten Orten befinden, dass man in die Nester schauen und das Brutgeschehen verfolgen kann. Die erwachsenen Schwäne, die über dem rötlichen Schnabel die namengebenden Stirnhöcker haben – die Männchen größer als die Weibchen – kümmern sich gemeinsam um das Brutgeschäft und das Fernhalten unerwünschter Artgenossen. Fast 40 Tage werden die Eier bebrütet, aus denen meistens nur drei bis vier Junge heranwachsen.
Mit einer Flügelspannweite von über zwei Metern sind die Höckerschwäne die Riesen auf unseren Gewässern. Dass manche dieser Vögel weit über zehn Kilogramm schwer werden können, haben Menschen mit ihrem Füttern geschafft, das manchmal in reines Mästen ausartet. Der besonders lange Hals gestattet es den Schwänen, schwimmend durch Gründeln Wasserpflanzen am Gewässergrund zu erreichen.
Wie sehr die Schwäne dem Menschen seit Jahrhunderten vertraut sind, unterstreicht eine allgemeine Redewendung mit dem Ausruf „mein lieber Schwan“. Musikfreunde bringen sie mit Wagners Lohengrin-Arie „nun sei bedankt, mein lieber Schwan“ in Verbindung. Die frische Wäsche soll „schwanenweiß“ sein, zumindest aber das Oberhemd.