Draußen beobachtet

Keine neuen Fichtenmonokulturen

Jetzt die Weichen für die Zukunft stellen

Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 7.12.2019


MÖHNESEE – Obwohl auch im nächsten Jahr weitere Schäden durch Borkenkäfer erwartet werden, ist es unerlässlich, sich schon jetzt auf den Wald der Zukunft vorzubereiten. Stellenweise wurde bereits mit der Wiederaufforstung von Schadflächenbegonnen. Eine vorrangige Frage ist dabei, wie weit die spontane Naturverjüngung von Gehölzen in die Wiederbegrünung einbezogen werden kann. Angesichts der enormen Herausforderung und der Kosten, die mit der Anpflanzung junger Bäume auf den riesigen Flächen verbunden sind, liegt die Versuchung nahe, der spontanen Wiederbewaldung freien Lauf zu lassen. Einer solchen Entwicklung gibt auch der Naturschutz vielfach den Vorzug.
Sie ist allerdings mit einer Gefahr verbunden, wie sich im Arnsberger Wald schon jetzt mancherorts zeigt. Im Revierteil „Wilhelmsruh“ sind z. B. zwischen dem Gedächtnisort für die Wanderführer des Heimatvereins Heinz Wittkamp („Fünf-Wege“) und der Waldsiedlung Neuhaus bereits größere durch den Sturm „Friederike“ entblößte Flächen mit dichten Beständen junger Fichten bewachsen. Offensichtlich haben in den letzten Jahren die Fichtenmonokulturen noch so viel Saatgut produziert, dass sich an manchen Orte reine Fichtendickungen entwickeln.
Weil diese in ihren ersten beiden Lebensjahren von Stürmen weitgehend verschont bleiben und auch den Wildverbiss leichter überstehen als die Laubgehölze, muss hier mit einer Rückkehr der Fichten – und dazu im Reinbestand – gerechnet werden. Das aber ist inzwischen allerseits unerwünscht! Schließlich haben gleich mehrere Waldkatastrophen jedermann vor Augen geführt, dass die niederen und mittleren Lagen des Sauerlandes für die hier nicht heimische Baumart ungeeignet sind. Von der Schneebruchkatastrophe 1936 bis zur jüngsten Käferkalamität haben die Waldbesitzer und die Natur, die Böden und der Wasserhaushalt jahrzehntelang unter der Fehlbestockung gelitten. Wenn man der freien Entwicklung nichts entgegensetzt, wird man vergeblich auf Laubmischwälder warten. Auf den vielen Flächen, die vor der Katastrophe mit Fichtenmonokulturen bestanden waren, ist so viel Fichtensaatgut im Boden, dass sich ohne forstlichen Eingriff erneut die Fichten ausbreiten werden.
Das bedeutet nicht, dass die spontane Begrünung nicht für den Wiederaufbau der Wälder genutzt werden sollte. Allerdings ist ein differenziertes Vorgehen – je nach Standort und Samenbäumen in der Umgebung – unerlässlich.