Draußen beobachtet

„Kliöh“ rufen die Zimmerleute

Schwarzspechte mildern die Not anderer Tiere
Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 24.02.2018


MÖHNESEE – Die größten Zimmerleute des Waldes sind krähengroß und pechschwarz. Der Arnsberger Wald umfasst einen der Buchenwälder, der groß genug ist, dass der Schwarzspecht dort sein Revier beziehen kann. In den ersten vier Monaten des Jahres hört man am häufigsten seine unverkennbaren Rufe und seine weithin schallenden Trommelwirbel. Sein lautes „Kliöh“ lässt er im Sitzen am Stamm hören, seine Rufreihe „krük krük krük“ im Fluge. Seine Rufe können Wanderer und Naturfreunde problemlos von denen anderer Spechte unterscheiden. Und auch sein Trommeln hört sich anders an und ist länger. Die ausgedehnten Buchenwälder rund um den Parkplatz „Kreuzeiche“ sind der ideale Lebensraum für diese seltenen Zimmerleute, die alljährlich neuen Wohnraum schaffen. Etliche Vogelarten der Waldlebensgemeinschaft profitieren von seiner Zimmertätigkeit, zu der übrigen Männchen und Weibchen gleichermaßen beitragen. Nur ältere, in der Regel über 120 Jahre alte Bäume mit glatter Rinde kommen als Höhlenbäume in Betracht.

By Alastair Rae from London, United Kingdom (Black Woodpecker) [CC BY-SA 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)], via Wikimedia Commons

Zur Nahrungssuche kommen Schwarzspechte auch in Fichtenbestände. Im Fichtentotholz suchen sie gern nach Rossameisen. Möglicherweise haben sie sich im Sauerland erst in den letzten 200 Jahren weiter ausgebreitet, seitdem der Nadelholzanbau zugenommen hat: die Rotbuchen zum Wohnen und die Fichten zur Nahrungssuche.

Um die Schwarzspechte scharen sich Dohlen und Hohltauben, Siebenschläfer und Fledermäuse, die ihre ausgedienten Höhlen nutzen. Darum räumt das Lehr- und Versuchsforstamt Arnsberger Wald den alten Laubholzbeständen besonderen Schutz ein, weil sich hier das Leben konzentriert. Dennoch haben Wanderer und Naturfreunde leichter Gelegenheit Wasservögeln am Möhnesee und Singvögeln im Garten zu begegnen als Waldvögeln in ausgedehnten Wäldern. Nur mit viel Glück wird man den Schwarzspechten so nahe kommen, dass man Männchen und Weibchen unterscheiden kann. Beide sind schwarz, aber Männchen haben eine rote Kopfplatte, Weibchen nur einen roten Hinterkopf.