Draußen beobachtet

Mandelduft an der See-Nordseite

Üppig weiß blühende Mädesüß-Stauden bilden ein Insekten-Biotop
Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 11.07.2018


MÖHNESEE – Ein Beispiel dafür, wie man durch umweltfreundliche Behandlung des Straßenrandes ungezählten Insekten einen reich gedeckten Tisch und den Menschen Freude bereiten kann, bietet der Nordrand der Seestraße zwischen Stockum und Körbecke. Hier konnte sich die Vegetation, wie an etlichen anderen Straßen im Gemeindegebiet bis zur Blüte entwickeln.
Bei den üppig weiß blühenden Stauden handelt es sich um das Mädesüß, dessen Lebensraum durch Siedlungen und Getreidefelder, Straßen und Gewerbeflächen immer weiter schrumpft. An der Straßenböschung ist auch in der gegenwärtigen Trockenperiode der Boden noch feucht genug, dass die sonst auf nassen Wiesen für Hochstaudenfluren typische Art bandartig die Straße begleiten kann. Die Blütenstände des Mädesüß mit Millionen Einzelblüten locken als auffällige weiße Signale und mit ihrem angenehmen mandelartigen Duft die unterschiedlichsten Insekten an. Nur die Falter lassen sich nicht betören.

Quelle: Angelika von Tolkacz

Zwischen Körbecke und Stockum blühen im Juni und Juli so viele Mädesüß-Stauden, dass Blumenfreunde den einen oder anderen Blumen-, Trocken- oder Duftstrauß schneiden dürfen. Einen anderen historischen Verwendungszweck untersagt schon das Reinheitsgebot. An ihn erinnert aber noch der Name „Mädesüß“: Mit Scheiben aus seinen fleischigen Wurzeln würzte man allerlei Speisen, nicht zuletzt auch den Met.
Erst im September reifen die Früchte des Mädesüß. Wenn man Wert darauf legt, dass sich diese hübschen, duftenden Rosengewächse weiter vermehren, wird man die Straßenabschnitte vor der Mahd bewahren.