Draußen beobachtet

Naturmotive im Kleinformat

Ein Kunstgenuss: Haftscheiben der Jungfernrebe
Erschienen im Soester Anzeiger am 11.02.2017


MÖHNESEE – Es müssen nicht die Löwen in der Serengeti sein. Bei der Suche nach besonderen, noch nicht hundertmal fotografierten Motiven kann man vor der Haustür beginnen und vor allem im Miniaturbereich bislang nur selten beachtete und doch ästhetisch durchaus beachtenswerte Besonderheiten entdecken.

Aus der Fülle möglicher Fotomotive aus der Nachbarschaft sei hier der Wilde Wein – auch Jungfernrebe genannt – herausgegriffen, und zwar nicht die begrünte Haus- oder Stallwand im Herbstschmuck des roten Laubes, sondern jetzt zur Winterzeit mit kahlen Trieben und trockenem Holz. Gewiss gibt es in der Nachbarschaft eine der zehn Arten der Gattung Parhenocissus, die von Natur aus auf der Nordhalbkugel wachsen und vor allem an den Blattformen zu unterscheiden sind, nach denen sie auch ihre wissenschaftlichen Namen erhielten. Am häufigsten sieht man Parthenocissus quinquefolia, die Fünfblättrige Jungfernreben, die im Osten Nordamerikas wildwächst.

Als Kletterpflanze umhüllt sie dort Bäume und Felsen, Dass sie dazu in der Lage ist, verdankt sie den Haftscheiben an ihren Ranken. Und eben diese sind besonders dekorativ angeordnet. Als saugnapfförmige Scheiben sind sie so intensiv selbst mit der glattesten Mauer verbunden, dass sie sich eher von der Ranke als von der Mauerwand trennen lassen. Eben das macht die Jungfernrebe zu einer optimal geeigneten Art für die Fassadenbegrünung.
Bis zu 20 Meter hoch und sehr dicht kann sie werden und Vögeln und Insekten Unterschlupf bieten. Allerdings wirft sie im Herbst ihr Laub ab. Dadurch können die Haftscheiben als die entscheidende Voraussetzung für die interessante Lebensweise dieser Kletterpflanze sehr gut in den Blick und vor die Kameralinse gelangen.

Quelle: Angelika von Tolkacz

Ihre Blüten sind unscheinbar, die dunkelblauen bis schwarzen Beeren ungenießbar. Sie verursachen ein leichtes Unwohlsein. Als Nachbarin in unseren Dörfern ist sie ausgesprochen anspruchslos, frosthart und leicht zu kultivieren. Bis ins Detail bietet sie dem Fotografen Motive, die man nicht in allen Bildersammlungen wiedersieht. St.