Draußen beobachtet

Nur noch wenige Wintergäste

Die milden Winter bescheren uns keine Singschwäne mehr
Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 10.02.2018


MÖHNESEE – Seit Beginn der systematischen Erfassung der Vogelwelt des Möhnesees im Winter 1962/63 bis zum Winter 2004/05 überwinterte regelmäßig ein kleiner Trupp Singschwäne im Hevetal, immer am selben Ort: in der Schlibbeckebucht. Der Verdacht, dass es immer dieselben Tiere waren, lag nahe. Ab dem Winter 2005/2006 hielten die Ornithologen vergeblich nach ihnen Ausschau.
Die folgenden milden Winter führten keine Singschwäne mehr aus Skandinavien an den Nordrand des Sauerlandes. Die Nordländer reagierten möglicherweise schon auf den Klimawandel. Wer heute die gelb- schnäbeligen Schwäne erleben will, muss ihnen bis in die norddeutsche Tiefebene entgegenfahren. Singschwäne im Hevetal sind inzwischen Geschichte.
Früher war der Möhnesee auch das Wichtigste Winterziel der Gänsesäger in unserem Lande. Bis zur Jahrtausendwende kamen alljährlich über 240 dieser stattlichen Entenvögel zum See. Größer als Stockenten und zumindest die Erpel auffallend weiß, Kopf und Hals vorn schwarzgrün mit rötlichem Anflug, waren sie leicht wiederzuerkennen. Die Weibchen sind dagegen schlichter aschgrau mit rotbraunem Vorder-hals; sie haben einen struppigen Schopf. Die Gänsesäger ernähren sich von Fischen von bis zu 10 cm Länge.

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Sie tauchen elegant und können ihre glitschige Beute dank der feinen Zähne auf den Kanten ihrer schmalen Schnäbel sicher festhalten. Die Möwen, die oft über den Trupps der Gänsesäger kreisen und zu parasitieren versuchen, haben selten Erfolg. Die Gänsesäger, sind nach der Eigenart benannt, dass sie im Gegensatz zu anderen Enten Fische fangen können und dazu von Natur aus ausgerüstet wurden. Als Taucher dringen sie bis in 10 Meter Wassertiefe vor. Sie beherrschen das Wasserlugen, das heißt, sie stecken den Kopf ins Wasser und erkunden die Unterwasserwelt.

Inzwischen beobachten die Vogelkundler nur noch kleine Gänsesägertrupps. Wahrscheinlich verlassen die Gänsesäger ihre nordeuropäischen Brutgebiete in den milderen Wintern zum Teil nicht mehr so weit. Dafür haben sie neuerdings völlig unerwartet an der renaturierten Ruhr in Arnsberg gebrütet und einen neuen Brutplatz gegründet. Hier haben sie sich auch schon deutlicher an die Menschen gewöhnt.